Notizbuch oder… IV

Den zweiten Einbruch hatte sogar Herr Nipp bemerkt, wenn auch wohl erst am nächsten Tag, denn es hatte die ganze Nacht durch das eingeschlagene Fenster geregnet, wodurch die herbei gerufene Polizei natürlich keine Spuren mehr finden konnte. Dieses Mal hatten die Diebe, Diebinnen oder die Diebin oder der Dieb oder das diverse Dieblein (oder heißt es Diebchen?) den gesamten Keller umgekrempelt und dabei ein heilloses Chaos hinterlassen, was, wenn man Herrn Nipps Keller kennt, eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist. Dieser Keller zeigt schon normalerweise ein so umwerfend chaotisches Durcheinander, dass er vorher immer vermutet hatte, das könne nicht noch schlimmer werden. Manchmal ging er bisher sogar mit einem Kompass auf Sachensuche. Mitgenommen hatten /hatte und so weiter, siehe oben, nichts, absolut gar nichts. Später wird sich allerdings in Zukunft herausstellen, dass doch etwas entwendet worden war, das später noch von höchster Brisanz sein sollte, das aber wird an dieser Stelle natürlich noch nicht verraten. Kein Leser würde doch schließlich weiterlesen, wenn ihm an dieser Stelle schon gesagt würde, dass es der Schlüssel der Kellertür war, der fehlte. So einen großen Fehler wird also kein Autor machen und dir diese Information schon vorab auf die Nase binden. Es muss ein Geheimnis bleiben. Sicher verwahrt im tiefsten Winkel seiner Aufzeichnungen zum Schreiben einer solch komplexen Geschichte. Wieder hatte er viel tun, also Herr Nipp, nicht der Erzähler, der lacht sich innerlich tot über den zweifelhaften Helden, denkt sich gerade der Autor, der im Schreiben von anderen Mächten gelenkt wird. Noch nicht einmal der Autor ist schließlich so blöd, zu sagen, dass dieser Schlüssel zum dritten Einbruch führt, bei dem wirklich überhaupt keine Einbruchsspuren an Fenstern oder Türen oder Schlössern festzustellen waren. Was schon ziemlich rätselhaft ist, wenn man weiß, dass die Türen bei Herrn Nipp wirklich gut gesichert sind. Eigentlich schon irgendwie nippisch, wenn der Einbrecher gleichzeitig auch noch ein Schlüsselinhaber ist. Da auch dieses Mal die Freunde und Helfer mit nicht gemachten Hausaufgaben abziehen konnten, mussten sie leider in ihrer Personalakte über normale Bürger, die natürlich intern ist, vermerken, dass Herr Nipp offensichtlich seine Einbruchversuche nur vortäusche. Aber wer weiß das schon so ganz genau. Wir merken uns, der Erzähler bleibt an dieser Stelle ganz bewusst stumm, schließlich ist Spannung alles.
(An dieser Stelle reibt sich der Autor übrigens gähnend das Gesicht, steht mit eingeschlafenen Beinen torkelig auf und kocht sich in seiner inzwischen berühmt gewordenen Herdkaffeemaschine einen starken Sud.)
Das Schloss zur Kellertür wurde schlüssigerweise (welch Wortspiel) ausgetauscht und seitdem gab es keinen weiteren Einbruch. Das fehlte auch noch, dass jemand den Tresor aus der Wand reißt und das anderthalb Tonnen schwere Monstrum aus dem Haus schleift.

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