Wer derzeit in diesem kleinen Club ein Konzert besuchen möchte, der braucht Zeit und eventuell auch ein wenig Mut, denn mehr als 15 Leute werden nicht eingelassen. Immerhin haben einige Gäste verstanden, dass es nur weitergehen kann, wenn sie nach einer Stunde spätestens wieder gehen, dann haben auch andere eine Chance hereinzukommen. Die Band des Abends hat auf die Situation schon reagiert, es wird nicht, wie es sonst üblich ist, ein ganzes Konzert gespielt, sondern jeweils nur drei Stücke. Jede Stunde, seit sieben Uhr, jede Stunde. Die Gäste kommen vorne herein und gehen durch den Hintereingang hinaus. Dann werden die Tische schnell desinfiziert.
So ungefähr stellt es sich Herr Nipp vor, als er endlich eingelassen wird. Tatsächlich sitzen an jedem Tisch nur zwei Gäste. Sonst ist es hier immer proppenvoll. Sonst wird er immer von Freunden und Bekannten und sogar von weniger bekannten Menschen empfangen, kann sich irgendwohin setzen, wenn denn noch ein Plätzchen frei sein sollte oder stellt sich einfach an die Theke oder irgendwo sonst hin. Er kann sicher sein, in spätestens einer Minute in irgendein Gespräche involviert zu sein. Das Konzept der Kulturkneipe ist einfach. Es werden die Getränke immer nur an der Theke verkauft. So ist immer viel Bewegung im Laden und wo Bewegung ist, da treffen sich Menschen schnell. Einer der Organisatoren, der sonst alle paar Monate Vinylplatten auflegt, begrüßt ihn an der Tür, erklärt in kurzen freundlichen Worten die neuen Regeln und weist ihm einen Platz zu. Ein kleiner Tisch. Er wird dieses Mal alleine sitzen, denn er ist allein gekommen. Wäre er mit Freund oder Freundin gekommen, könnten sie zu zweit dort sitzen. Ein Kellnerin, die nicht aussieht, wie man sich Kellnerinnen vorstellt, bringt das dunkle Bier, welches er per Tafel bestellt hat. Eigentlich ganz praktisch, er schreibt den Wunsch darauf und hält sie hoch. Das Getränk kommt sofort. Diesen Freitag stehen nicht so viele Leute hinter der Theke wie sonst üblich, aber das ist bei so wenigen Gästen ja auch gar nicht notwendig. Bezahlen wird er, wenn er den Laden verlässt, alles ist durchstrukturiert. Keine Bewegung durch den Raum mehr, leider, aber immerhin darf man kommen. Einige Leute haben ihre Masken um den Hals baumeln, andere haben sie einfach weggesteckt. Die Stimmung ist anders als sonst, ruhiger, immerhin endlich mal wieder raus, immerhin mal wieder ein Bierchen in Geselligkeit.
Die Band hat ihre Instrumente aufgebaut, kommt nach kurzer Zeit auf die Bühne, der Gitarrist ist sichtbar angeschlagen. Vielleicht trinkt er in den Pausen einfach zu viel, wer weiß. Wahrscheinlich aber hat er einfach nur Kopfschmerzen, er spielt trotzdem, spielt um die Zukunft. Drei Stücke werden in den Raum geschleudert, die Sängerin zeigt eine Energie, es haut Herrn Nipp fast vom Stuhl. Nach drei Liedern ist der Bann gebrochen, frenetischer Applaus, die Gäste unterhalten sich quer durch den Raum und haben Spaß. Einige Getränke werden noch serviert und nach genau einer Stunde weist der Mann, der sie eingewiesen hat, freundlich aus. Alle stehen auf, ohne Murren, zahlen am Hintereingang, jeder gibt ein dickes Trinkgeld, und gehen. Ein Grinsen im Gesicht. Die Anspannung ist gewichen. Vor dem Club stehen schon wieder einige Leute und wollen herein.
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