Die Sonne ist vor einiger Zeit aufgegangen, es kann allerdings nicht lange sein, sie scheint noch nicht ins Zimmer. Draußen ist gerade der Wagen vorbeigefahren, der die Säcke mit Plastikmüll eingesammelt. Herr Nipp war noch schnell aufgesprungen, um seinen Müllsack herauszubringen, hatte es aber nicht mehr rechtzeitig geschafft. Normalerweise legte er seine Säcke einen Tag vorher heraus, aber er hatte es einfach vergessen. Naja, denkt er, da kann man nichts machen, der nächste Termin kommt bestimmt. Zu spät.
Aber wo er einmal aufgestanden ist, setzt er den Kaffe auf, stellt die silberfarbene Maschine auf den Herd und macht die kleinste Platte an. Er duscht schnell und als er fertig ist, hört er schon das sprudelnde Geräusch. Er zieht sich an und läuft rechtzeitig barfuß in die Küche.
Der Kaffee schmeckt gut, stark und weckt so richtig auf. Das Müsli kann ihn nicht so recht überzeugen, zu viele Kokosraspeln und das frische Obst fehlt ihm. Aber er hat nur noch einen angeschrumpelten Apfel da liegen, der macht nicht gerade Appetit, ist allerdings perfekt für einen Apfelpfannkuchen geeignet. Eher lustlos schaufelt er das Müsli in sich herein. So richtig Spaß am Essen hat er seit einigen Tagen schon nicht mehr. Unvorsichtigerweise hatte er sich vor einer Woche auf die Waage gestellt. Verheerendes Ergebnis. Seitdem er im vergangenen Jahr das Rauchen aufgegeben hatte, war der Appetit auf Süßes wohl über die Maßen gestiegen. Aber noch ist ja Zeit, bis zum nächsten Urlaub das angestrebte Traumgewicht zu erreichen. Durch die Viruspandemie dieses Jahres wird ein Urlaub auf Korsika ja immer unwahrscheinlicher. Und bis zum nächsten Jahr muss es rechtzeitig zu schaffen sein. Es sind ja nur zehn Kilogramm zu viel. Wer in acht Monaten zehn Kilo zunimmt, kann in zehn Monaten auch elf Kilo abnehmen, findet er. Er muss nur noch lernen, das unbedachte Essen einzustellen.
Nach dem Frühstück denkt er an die anstehende Internetkonferenz und schaltet den portablen Kleinrechner ein, offensichtlich treibt sich außer ihm niemand auf dem Portal herum, er wartet einige Zeit und langsam beginnt er sich zu ärgern. Das kann doch nicht sein, dass niemand kommt. Er blickt auf die Uhr und beginnt unwillkürlich zu lachen. Er ist drei Stunden zu früh.