Auf dünnem Eis

Schon beim ersten Aufwachen war ihm klar gewesen, dass dieser Tag schlecht laufen würde, zumindest aber nicht so gut, dass er sich in irgend einer Weise wohl fühlen würde. Eine Stunde vor der üblichen Zeit war er aufgewacht, war kurz aufgestanden, um zur Toilette zu gehen, unter völligen Schmerzen zusammengezuckt, weil ein Steinchen auf dem Teppichboden sich tief in den Fußballen grub. Keine zehn Sekunden später war der kleine Zeh am Türrahmen hängen geblieben. Er hatte sich zwar noch die letzte Stunde Schlaf gegönnt, war aber schon zu diesem Zeitpunkt schwer entnervt. Das Frühstück hatte er im Stehen einnehmen müssen, da der gestern eingeölte Tisch sich noch immer ölig zeigte, ohne Kaffee, denn die Dose stellte sich als leer heraus, während des Wegs zur Arbeit begann es plötzlich zu regnen und er hatte natürlich gerade an diesem Morgen keinen Schirm dabei. Auf einem Fußgängerübergang hatte ihn ein Elektrofahrrad fast umgesäbelt und in der Garderobe war kein Bügel mehr frei. Als das erste unnötige Widerwort kam, hätte er schon platzen können, hielt sich aber zurück. Er ging in die Kaffeeküche, kochte sich Wasser für den selbstgemachten Apfelminzetee, nahm die rosafarbende Prinzessinnentasse aus dem Schrank, denn alle anderen Trinkgefäße waren offensichtlich in der Spülmaschine und plötzlich musste er nach dem ersten Schluck Tee laut lachen. Das kann doch nicht sein, dass ein winziger Stein, der sich irgendwie auf mysteriöse Art und Weise auf dem Schlafzimmerteppich eingefunden hatte, einem erwachsenen Menschen den Tag so vermiest.

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