Monolog

Nein, bewusst hatte er ihre Stimme vorher nie wahrgenommen, ihr Gesicht wohl. Sie schaute meist ganz unverholen desinteressiert, nicht boshaft, sondern als wenn sie kein Wässerchen trüben könnte. Ja, manchmal hatte sie auch mit ihm gesprochen, aber das war höchstens vier mal im Jahr vorgekommen, in den letzten zwei Jahren, die er sie kannte.

Heute sitzt sie in ihrer Gruppe und redet. Sie redet ohne Unterbrechung zehn Minuten lang. Dreizehn Minuten, um genau zu sein. Er weiß nicht, worüber sie spricht, muss irgendwas mit unglaublich günstig erworbenen Markern zu tun haben. Aber das ist auch egal, tut ihm nichts zur Sache. Ihre Stimme hat einen ganz eigenen Klang! Fast einen Singsang, Wellenbewegungen im Raum. Als sie geendet hat, geht er vollig verblüfft zu ihr. „Du kannst ja reden. In Zusammenhängen. Ich habe deine Stimme zum ersten Mal richtig gehört.“ Sie schaut ihn an, wieder mit dem verschlossenen Gesicht und zuckt mit den Schultern.

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