Woher wohin

Er sitzt da in einer Ecke dieses ganz nett gemachten, aber letztlich doch Fastfoodrestaurants, das von einer Brauerei eingerichtet wurde. Altstadtfeeling in einer kleinen Regierungsstadt am Rande des Sauerlandes. Er kommt von einer schlechtbesuchten Lesung in einer historischen Bibliothek, die schlecht gewärmt war, ist durch leere Straßen gelaufen und sitzt nun hier in aller Ruhe. Er hat sich ein trübes Bier bestellt, wirklich gut zu trinken. Er hat sich dicke Pommes bestellt mit irgendeinem Dipp, nur nicht Majo oder Ketchup. Auch hier ist es nicht gerade voll, kaum jemand sitzt da; die Frage steht im Raum, wie sich dieser Betrieb in der Woche wohl trägt. Am Wochenende dagegen hat er schon erlebt, dass man kaum den Fuß an die Erde bekam. Herr Nipp hat sogar das Gefühl, als würde gleich geschlossen. Dann kommt eine Gruppe von Leuten herein, die er bereits vorher bei der Lesung gesehen hatte. Das sind wohl die Veranstalter mit Freunden und dem Schriftsteller. Dazu gesellt sich eine weitere Figur, die ihm völlig unbekannt ist. Ein intensives Gespräch ist sofort in Gang, alle durcheinander. Und so langsam kristallisiert sich heraus, dass an diesem Abend in dieser kleinen Stadt zwei Lesungen stattgefunden haben, dass die Literaten erst an diesem Abend davon erfahren haben, dass sie sich kennen, der eine aus Berlin, der andere in Leipzig wohnend, dass beide zufällig für die gleiche Zeitung arbeiten und sowieso schon länger vorgehabt hatten, sich einmal zu treffen. Die Wahrscheinlich, denkt Herr Nipp, jemanden zufällig in einem verschlafenen Städtchen irgendwo in der Provinz zu treffen, die er sonst nur aus irgendwelchen dubiosen filmen kennt, ist gering, aber doch irgendwie gegeben.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.