Ganz zufrieden nach Hause gefahren war er abends. Mit Blick über die vom Sonneruntergang beleuchtete Landschaft. Die Bäume hatten sich gestaffelt erhoben und durch die Geschwindigkeit verschoben, als gäbe es keine Übergänge. Solide Landschaftsmonolithen. Immer wenn die Sonne untergeht und hinter den Objekten steht muss das so sein, denkt Herr Nipp, das hat irgendetwas mit dem Licht und der Farbwahrnehmung zu tun. Er wird es sich demnächst auf jeden Fall einmal durchlesen. Dann nämlich, wenn er sich durch die völlig blödsinnigen Gartenratgeber gelesen hat, die ihm wirklich nicht weiterhelfen werden. Schon allein daher, weil diese meist von Ordnungsprinzipien ausgehen, denen er nicht folgen kann. Von Reihen und Abständen, von freiem Boden, der ständig gewässert werden muss. Dort fand er auch die Bezeichnung Unkraut wieder, die wirklich unsachlich war, wurden durch dieses Wort doch gerade Kräuter bezeichnet. Nachher hatte er mit einer guten Freundin im Garten gesessen, die laue Luft genossen, den Fledermäusen zugesehen und sich darüber gewundert, dass es so leise war. Über Alles oder als Floskel über Gott und die Welt hatten sie sich unterhalten. Über Politik auch, über den Garten an sich natürlich, man saß dort ja schließlich, diese wilde Vielfalt, die sich in den letzten vier Jahren entwickelt hatte – aus einem gehegten und gepflegten und teils totgespritzten Grünbetonghetto. Über den sehr speziellen Geruch der blühenden Pflanzen. Die eingefügten Mauern und Hochbeete, das Wachsenlassen, ohne dass der Boden zu sehen war. Die kleinen Tiere, die sich inzwischen angesiedelt hatten, den Beobachtungen, die er immer wieder gemacht hatte. Über die Entdeckungen, die ihn jeden Tag überraschen konnten. Den ständigen Wechsel von Blattfarben und Formen, das Nebeneinander von Gemüse und Kräutern. Unkräuter sah er nicht. Die Obstbäume, in denen die Läuse noch leben durften, um von Vögeln und anderen Insekten gefressen zu werden. Da konnten die Ameisen schützen wie wollte. Das große Problem, welches andere Hobbygärtner darin sahen, wenn Rosen nicht gespritzt werden, wurde eingehend und mit viel Gelächter kommentiert. Wirklich großes Problem, wogegen eigentlich musste unbedingt gespritzt werden? Seine Rosen jedenfalls blühten prächtig. Nur die hochgezüchtete dahinten in der Ecke hatte damit zu kämpfen, dass sie sich ihren Raum selbst erobern musste. Doch auch die würde sich irgendwann mit der Situation arrangieren. Ihm war es immer, als verstünden die Pflanzen sehr schnell, dass das Prinzip dieses Gartens ein Mit- und Nebeneinander ist. Das einzige echte Problem hatte er im Bereich des Bürgersteigs ausgemacht, weil dort die Passanten regelmäßig jene bunten Blumen pflückten, die von den Hunden der Nachbarn, die regelmäßig mit Bunsenbrennern und Salzlohe gegen das üble Grün zwischen den Betonplatten vorgingen, immer großzügig gedüngt wurden.
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