aufwachen

Er dreht sich noch einmal herum, das passiert nicht oft. Durch das Fenster dringen die frühmorgendlichen Laute, einige streitende Amseln, die Stadtdohlen, die sich liebevoll um ihren Nachwuchs kümmern und natürlich, wie übrigens fast jeden Donnerstag, es sei denn, es ist einer dieser Feiertage, die wirklich eine Pause ins alltägliche Einerlei bringen, die Straßenkehrmaschine, die beharrlich ihre Runden dreht, links und rechts. Da allerdings meistens alle Straßenränder zugeparkt sind, nur die Straßenmitte, mal von oben, dann von unten. Der Morgenhimmel ist grau. Diese Feststellung muss er machen. Gerade dann, wenn man es gewohnt ist, von Sonnenstrahlen geweckt zu werden, fällt dieses wohlige Grau besonders auf. Herr Nipp liebt das Grau, zieht es dem Blau des Himmels, sogar den Blütenfarben vor, die doch meist irgendwelche Rotbestandteile aufweisen. Selten mal, dass eine völlig weiß ist, völlig gelb oder gar blau. Grau ist seine Farbe, denn der Kontrast zu allen anderen Farben ist der schönste. Ein kühler Windhauch dringt durch das gekippte Fenster bis zu ihm durch. Berührt sanft streichelnd das Gesicht. Glücklicherweise bildet die gesamte Oberdecke einen geschlossenen Kokon um ihn herum. Wärmeblase. Er dreht sich ein weiteres Mal, sieht auf die Uhr und muss feststellen, dass es schon sechs ist. Wirklich Zeit zum Aufstehen. Leider bricht jetzt auch teilweise die Sonne durch die ansonsten geschlossene Wolkendecke, malt alle Textilien besonders aus. Er steht auf. Mit einem beherzten Sprung aus dem Liegen in den Stand. In der Küche stehen schon Kaffeekocher und Dose bereit. Er schmeißt seine Medikamente ein, spült sie mit zwei Gläsern Wasser herunter. Und genau jetzt fällt ihm ein, was er heute Nacht geträumt hat. Es war das Aufwachen, der Himmel war grau, die Vögel zwitscherten und die Kehrmaschine fuhr…

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