Profitabilitätspragmatismus

Ganz unabsichtlich gerät Herr Nipp in ein Gespräch zwischen Kollegen. Beide offenbar sehr vertieft, sie bemerken ihn gar nicht, der eine angespannt und völlig konzentriert lauschend, der andere in guturalem Plauderton. Zwischendurch greift er sich in den Bart, kratzt die darunterliegende Haut hörbar, verschränkt den rechten Arm hinter dem Kopf, überlegt kurz und gleicht das Gesagte sichtbar mit den eigenen Erfahrungen ab. Nach einem brüchigen „Äh“ und einem seltsam keckernden Lachen, als hätten nun die diversen inneren Instanzen das zu Sagende abgesegtet, steigt er wieder ins Thema ein. Soweit Herr Nipp aus diesen Wörtern heraushören kann, handelt es sich um Wertpapiere jeglicher Art. Nicht nur Aktien, sondern auch Fonds, Dividenden, Optionen, Zertifikate, Anleihen, sogar Derivate, also Wetten auf die Zukunft. Da kommen Hebel zum Zug und irgendwann wird alles zu reinstem Jägerlatein, immer unterlegt durch historische und aktuelle politische Beobachtungen. Der jüngere Kollege schmunzelt, scheint sich bestätigt zu fühlen. Er hat wohl Gewinn gemacht mit den erhaltenen Tipps. Es gab eine Zeit, da haben die beiden wenig miteinander gesprochen, das hat sich grundlegend verändert.

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