Album

Da hat er sich auf dem letzten Trödelmarkt dann doch ein Album gekauft. Außen ist es mit einem abstrakten geometrischen Muster bedruckt, welches mit Symmetrieen und Maßverhältnissen spielt. Etwas wirkt es wie eine Spielart des Suprematismus. Rot und blau auf rosafarbenem Grund. Drinnen finden sich Familienfotos aus den dreißiger und vierziger Jahren, die persönlichen Idyllen der Menschen, vor allem Kinder in weißen Kleidern und Matrosenuniformen, wie es eben damals angesagt war. Selten wird auf diesen Fotos gelächelt, so als wäre dies verboten. Die Menschen haben ernste, ja fast schon strenge Gesichter, sogar kinder gucken staatstrgend. Ein älterer Herr hat die Hand auf die Schulter eine Kindes gelegt, beide stolz, er zeigt seine Orden an der Jacke, trägt einen quadratischen Schnauzbart unter der Nase. Daneben ein Fotos mit zwei Kindern auf einem Schlitten, Marke Davos. Im Hintergrund ein Staketenzaun, einige Siedlungshäuser. Die Kleidung wirkt nicht so, als würde sie ernsthaft die Kälte abhalten wollen, trotzdem sehen diese beiden wirklich zufrieden aus. Viele Fotos sind irgendwann entfernt worden, durch viel zu alte ersetzt. Eines scheint aus einer Nonnenschule zu stammen. Teilweise sind die Bilder kurz vor dem Zerspringen oder die Oberfläche platzt bereits. Sie sind im Vergang begriffen. In einigen Jahren nicht mehr als Dokumente zu gebrauchen. Sie geben andererseits so viel aus dieser Zeit preis. Ferien, Mode, Familienstruktur und uch leuchtet manchmal die Politk durch. Auf einem Bild sieht man zwei Jungen in Hitlerjugenddress. Wie kleine Soldaten, inmitten von Blumenrabatten. Immer wieder große Familienbilder von Feiern. Erstkommunion, Stadfeiern mit Aufmärschen. Durch das allmähliche Erschließen lernt er viel über die Zeit und ist äußerst fasziniert. Seine Schlüsse daraus wird er später ziehen.

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