Gemurmel

Von unten dringt allgemeines Gemurmel zu ihm herauf. Er konzentriert sich auf die Tastatur, hat noch einiges in den Rechner zu setzen. Tippen, kopieren, zerlegen. Texte und Bildfragmente, Erläuterungen und Statistiken. Auch Kommentare müssen noch verfasst werden – unter verschiedenen Pseudonymen, damit es nicht so langweilig wird. Was würde das Netz denn bringen, wenn nicht jeden Tag neue Informationen zu ziehen wären und seien sie gefälscht? Der berühmte Satz von den Statistikern sei hier ausnahmsweise mal nicht benannt, der wird zu oft in der Öffentlichkeit beherzigt. In der Wirtschaft und der Politik. Egal was passiert. Alle anderen da unten scheinen etwas zu tun zu haben. Wissen ihre Zeit mit Arbeit zu füllen, einige reden sogar mit sich selbst, wahrscheinlich weil sie Ruhe nicht ertragen können. Manchmal schwillt eine Lautstärkewelle an, meist aber ist alles gleichbleibend. Ein weißes Rauschen, das alle Töne aufnehmen kann, alle Geräusche in sich verschlingt. Wer in einem Großraumbüro arbeitet, braucht irgendwann dieses Grundrauschen, das den Körper umfängt wie ein flauschiges Tuch, dann käme man sich in der Stille ganz nackt vor. So eine Atmosphäre ist ein bisschen wie ein Bett, man kann sich leicht zusammen rollen, auf der Seite liegen und das Kopfkissen richtig unter dem Haupt platzieren. Vielleicht wie abends, wenn er über seinem Buch einschläft, nicht weil es so langweilig wäre, sondern eher, weil der Kopf voll ist, müde und völlig erschöpft. Da nutzt auch das eingeschaltete Radio nichts, es wird nach einer Stunde automatisch ausgehen. Aber dieses Gemurmel hier nicht, das bleibt, bemerkt er eine Stunde später, als er den Kopf von der Tastatur nimmt, ganz deutlich Tastenabdrücke auf der Wange.

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