Da unten sitzen, nur einmal

Er hat wie immer seine Logenkarte gekauft, ganz hinten, ganz oben, möglichst günstig eben. Er hat sein Fernglas mitgenommen, das kleine Opernglas. Er hat auch ein Glas Wein gekauft und in der Tasche eine Flasche zum Nachschenken. Dieses Mal wird ein Symphoniekonzert gegeben. Wundervolle Streicher mit perfekten Einsätzen, die variabel mit den Lautstärken und Harmonien spielen und zuweilen kommt es ihm so vor, als würden die Instrumente ihre Verfolgungsspielchen treiben. Ein geübter Kampf der verschiedenen Gleichheit. Keines der Instrumente ist musikalisch mehr wert, jedes hat seine eigene Farbe. Und ohne die Schlagwerker im Hintergrund wäre alles eine Farce. Ohne die Bläser? Die Streicher wären schön, aber eben nur da. Durch das Glas kann er die Gesichtsausdrücke der Solisten erkennen und plötzlich fasst ihn der Gedanke, doch einmal ganz unten direkt vor der Bühne zu sitzen. Auch wenn der Klang dort vielleicht nicht der beste ist, weil er über den Kopf hinwegzieht, das Piano nicht zur völligen Entfaltung kommen kann. Er möchte diese kleinen Spiele erleben im Gesicht der Musiker, ihre Verzückung und ihr Missfallen, wenn eine falsche Bewegung eine Seite kratzt.

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