Stühle und Tische

„Zwischen den Tischen…zwischen den Tischen wischen…entwischen…aufwischen…“ Er reimt vor sich hin und kommt zu keinem Ergebnis, irgendetwas muss ihm doch wohl einfallen. Der Kollege wird demnächst in den wohlverdienten, wie es immer so schön falsch heißt, Unruhestand verabschiedet werden. Für die meisten ein Fallen ins große schwarze Loch des sinnentleerten Lebensabends. Bisher haben sie geglaubt, Freunde unter den Arbeitskollegen zu haben und plötzlich müssen sie feststellen, dass es eben doch nur Kumpels waren, mit denen man wohl mal einen trinken gehen konnte, die allerdings sehr schnell vergessen, sobald man raus ist. Gerade Männer, sinniert er, haben es laut verschiedener Studien schwer, sich im Rentnerdasein zurechtzufinden.Wo sie gerade noch eine etwaige Bedeutung besitzen, sind sie morgen schon allein. Keiner wird sich mehr dafür interessieren, was sie zu sagen haben, auch wenn es vielleicht interessant ist. Wer sich nicht frühzeitig um wahre Freunde gekümmert hat, wer sich kein Hobby zugelegt hat, das auch Kontakt anderen Menschen ermöglicht, fällt schnell aus dem sozialen Netz. Vereinsamung folgt. Die Beziehung zur Frau ist sowieso meist schon unbemerkt seit Jahrzehnten nicht mehr existent. Nur, dass sie das bisher nicht bemerkt haben, die meiste Zeit verbrachten sie schließlich bei der Arbeit. Also reimt er weiter und findet nichts zu seinem Thema, das sich eigentlich mit der Situation zwischen den Stühlen beschäftigen sollte, eben dann, wenn man gerade geht. „Und eigentlich“, denkt er, „wo ich schon dabei bin, finde ich es für Männer sowieso besser, wenn sie länger als bis 71 Jahre arbeiten gehen.“ Also, da klickt es, lächelt er zufrieden: „Nicht zwischen Stühlen oder Tischen, nichts da mit im Trüben fischen, sondern lieber weiter gehen, seinen Mann im Alter stehen.“

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