Reden tuscheln reden

Vor dem Rechner fühlt er sich eigentlich immer ganz wohl, nicht so an diesem Tag. Er kriegt einfach keine Ruhe in sein Tun. Nicht nur, dass alle paar Minuten irgendjemand da steht und ihm über die Schulter schaut. „Du, ich wollte nur mal fragen.“ oder „Kannst du mir mal eben helfen?“ sind die üblichen Sprüche, mit welchen er unterbrochen wird. Manchmal dauert es dann länger, als überhaupt jemand gebrauchen kann. Eigentlich kann das wohl wirklich niemand gebrauchen, nicht einmal er. Wer Arbeit zu erledigen hat, sollte auch das Recht erhalten, sie an einem Stück zu machen, dann ist alles viel schneller und konzentrierter erledigt. Glücklicherweise sitzt er auf einer Galerie, sodass die Kollegen jedes Mal, wenn sie etwas wollen, zu ihm herauf kommen müssen. Das schreckt allein schon die etwas unsportlicheren unter ihnen ab und von denen gibt es einige. Von unten hört er das stete hektische Gebrabbel einiger besonders engagierter Frauen hochschwappen. Ein fast unerträglicher Klangteppich, der zuweilen ins Kakophonische kippt. Vor allem dann, wenn die unglaublich innovativen Smartphonetöne dazukommen. Arbeitsgruppen. Und plötzlich ist es fast still, es wird nur noch geflüstert. Der Chef hat die Bühne betreten, vielleicht wird aber auch über einen Kollegen hergezogen, wer weiß das schon, wer will es denn wissen. Als er aufsteht, nach unten will, um sich dort einen verdienten Kaffee aus der Juramaschine zu holen, frisch aufgebrüht, tassenweise, ist alles still. Also richtig still, mucksmäuschenstill. Sie reden aber immer noch, hinter vorgehaltener Hand, sie tuscheln regelrecht, schauen ihn an und plötzlich beginnen sie zu kichern. Es war wohl nicht der Chef, der hereingekommen war.

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