Nebenan im Auto

Der Aschenbecher vorne im Auto ist schon seit Stunden überfüllt. Er wagt es offensichtlich kaum, eine weitere Fluppe anzuzünden. Herr Nipps Staunachbar ist nervös. Der Mann schaut nach hinten, scheint zu wissen, dass dieses ImAutoRauchen den Kindern auch nicht so gut tun wird. Aber so drei vier Zigaretten auf jeder Fahrt müssen schon sein. Glücklicherweise schlafen sie fest und friedlich. Da der Wagen nun seit einer Stunde steht, wird es ihm zu bunt. Er steigt aus, die Zigarette schon auf der Lippe. Das Zippo-Feuerzeug, das eine gewesene Freundin ihm vor vielen Jahren zu Weihnachten geschenkt hatte, flammt auf. Ein erster tief inhalierter Zug. Die Lungenflügel füllen sich bis zum Anschlag. Ausschüttung der wichtigen Beruhigungssubstanzen, das Suchtzentrum ist für eine gewisse Zeit befriedigt. Wie oft hatte er nicht schon versucht, endlich aufzuhören. Nicht weil die Gesellschaft das heute so verlangt, sondern weil er immerzu echte Schmerzen in der Brust fühlt. Immer dann bekommt er plötzlich schreckliche, ja panische Angst vor Lungenkrebs. Oder vor einem Herzinfarkt. Alles wirkt dann abgeschnürt. Und jedes Mal, wenn er auf dieses vermaledeite Feuerzeug schaut, wird er an den Tod erinnert. Von der einen Seite betrachtete sieht man einen Engel und das Wort life, von der anderen, also, wenn man es um 180 Grad kippt, erscheint ain Knochenmann und das Wort death. Er lässt sich den Ascher herausreichen und entleert ihn in den Mittelstreifen, der von stählernen Leitplanken eingefasst ist, muss dabei seltsamerweise an den kleinen Hobbit denken. An an eine Zeile, die ihm seit Jahren immer wieder durch den Kopf geistert. Da schreibt Tolkien, dass man von der schönen und guten Zeit nicht so viel zu berichten weiß, wie von den Zeiten, in welches etwas Schlimmes passiert. Er raucht noch zu Ende, steigt in den Wagen, dreht die Musik an und muss plötzlich lächeln. Der Urlaub beginnt.

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