Gezeitengespräch XI

Zeitnah (im Jetzt): Du hast Paroli geboten, endlich. Hast es darauf ankommen lassen. Eben nicht auf Zustimmung gewartet. Deine Ideen von den Dingen in Worte gefasst. Worte, die klar waren wie Eis. Sie verlangen keinen Eisbrecher, der sich seinen Weg bahnt. Die gleichzeitig trennen und verbinden, die spiegeln und ihre Reflexe werfen in die Ebene. Und dann, ganz plötzlich und mit ungeheurer Gewalt, ein Umdenken erzwingen. Meterdicke Eistektonik. Und eben in diesem Moment kann das Eis brechen. Für beide Seiten. Endlich, nach Jahren.

Zeitfern: Gut gebrüllt, Löwe. Wo sitzen wir grad? Ich möchte inszenieren. Also: Wir sitzen auf einer Terrasse. Kleines Haus dahinter. Schauen auf die Wiese. Gestutzt. Und weiter dieser große Damm. Grün bewachsen. Darauf die Autobahn. Darauf die Autos, Lkw, Motorräder usw. Alles huscht, läuft vorbei. Der Rotwein zittert im Glas. Wir reden über Romantik. Zwei Mäuse unterm Johannisbeerbusch. Nicht reden. Sehen. Und sehend schweifen. Kopf drehen, Glas hoch. Kling, Prost. Was ist über die Liebe zu sagen? Jau! Da fragst du mich was. Bist du glücklich? Macbeth liebte auch. Da fährt ein Rettungswagen – tatü – tatata. Die Autos bleiben stehen. Siehst du. Da, jetzt stehen sie. Puh, direkt vor uns. Hol das Fernglas. Über Liebe reden wir später.

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