Gezeitengespräch VIII

Zeitnah (wieder hier): Die Sehnsuchtsmotivik also soll zum Thema werden? Jenes Unerreichbare, das uns hoffen und bangen lässt? Aber kann heute, gefühlte 200 Jahre später, dieses hehre Ansinnen noch Gültigkeit haben? Womit würden wir jene Sehnsucht noch füllen können? Füllen wollen? Wäre es noch das Sehnen nach Natur, nach der Ferne, der Mystik, dem Religiösen?  Hätte es nach Jahrhunderten noch Sinn, sich zurück ins Mittelalter zu wünschen, wie es die Alten taten? Glauben wir in diesen allzu aufgeklärten Zeiten denn wirklich an das Mystische oder ist es nicht vielmehr ein virtuelles Spiel? Gelddruckmaschine für die Unterhaltungsindustrie. Die Geister, die ich heraufbeschwor, heute sind sie längst gebändigt. Aber vielleicht hast du doch recht, vielleicht.

Zeitfern: Fünf große Einsen am Himmel. Kraniche. Diese wehmütigen Schreie / Rufe im Herbst. Die hörten die Menschen im Mittelalter auch schon. Hatten die gleiche Wehmut im Herzen. Heute der Spaziergang an der Ruhr entlang. Die Kraniche oben. Die Rufe im Herzen. Ich. Vor mir eine Mutter mit Sohn. Sie haben nicht einmal aufgeschaut. Warum hörten und reagierten sie nicht? Nichts habe ich verstanden. Ist es eine andere Zeit? Romantik, was bedeutet das jetzt? Ich weiß es nicht. Bin ich aus der Zeit gefallen? Mein lieber „wieder hier“.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.