Gezeitengespräch VI

Zeitfern:

Zeitnah (wieder da): Und dann bin ich hier, sitze auf dem harten Hocker, der das Umsehen erlaubt und wieder seichtes Klaviergeklimper wie aus dem Kaufhaus, fern der Realität die Gedanken melancholisch schweifen lassen, ohne Anspruch. Ohne das verbissene Gefühl eines wie auch immer gearteten Wollens, gar Müssens. Der Zeit erlauben zu gleiten, die Sekunden, Minuten, wer weiß, gar Stunden fließen. Wer weiß schon, wo die Gedanken hinführen, zur Mitte zurück, vielleicht auch an den Rand der Welt. Sich neue Horizonte erschließend, ohne jene berühmte Träne im Knopfloch. Diese Blicke im Nacken, die Silhouette im Kopf, loslassen, treiben lassen. Als Abschied auf Zeit von dem Erleben derselben. Nicht atemlos, sondern atemholend. Erleben.

Zeitfern: Dieses romantische Leseeckengeklimper, Klavier leicht, löst oft mehr aus im Gefühl, als ich will. Es ist wie Luft holen ohne denken. Loslassen wohin? Der Schlaf kündigt sich an. Ich will träumen. Ein Bild ist fertig. Die Welt liegt entfernt. Mein Kopf gereinigt. Nichts raubt mir die Bläue. Der Pfeil fliegt in die andere Richtung. Und „du wieder da“. Eva liebt die Schlange. Und die Pferde sind wieder da. Eins weniger. Die Weide wird kleiner.

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