Vom Scheitern

Herr Nipp hatte Freunde eingeladen gehabt und sicherlich wieder einmal zu viel getrunken, zu viele Zigaretten geraucht, zu viele schlechte Witze erzählt und gehört. Die verschiedenen Fragestellungen des allgemeinen Lebens waren inzwischen vorüber gezogen, ob vielleicht die Ordnung ein sinnvolles Grundprinzip des Lebens und vor allem der haushaltlichen Führung sei, ob der Pedant zwangsläufig anal fixiert sei, ob der Rauch einer selbst gerauchten Zigarre schädlicher sei oder aber der einer von einem anderen Menschen gerauchten, ob es sinnvoller sei, wenn zwei Pärchen Doppelkopf  spielen oder aber vier gleich gesinnte und vor allem gleichgeschlechtliche Partner, denen es eigentlich gar nicht um das Spiel gehe, sondern um die gesellschaftliche Leistung des gemeinsamen Spiels, ob es nun wichtiger sei zu spielen oder aber über das vergangene Spiel sich lauthals zu streiten, ob und ob wechselten sich ab und verschleierten nebelwahnhaftig einen sinnenvollen Abend. Ganz melancholisch geworden fing Herr Nipp an zu reden: „Heute sitze ich vor dem Rechner und schaue in diese herrliche virtuelle Welt, lasse ich mich so von den eigentlichen Zielen und Zielbarkeiten des Lebens doch letztlich abhalten. […] Schon etwas hochtrabend von eigentlichen Zielen zu sprechen. Eigentliches Ziel des Lebens sollte die Vergeblichkeit des Mühens um eine Stellungnahme zur Welt sein, dies allerdings wahrhaftig zu verlangen, wäre wie einen Erklärungsansatz für die Vergeblichkeit  von Streben an sich, zumindest auf sich selbst und die eigene Endlichkeit bezogen hinsichtlich seiner Metaebene zu analysieren und die daraus gezogenen Rückschlüsse auf die Unerklärbarkeit menschlichen Seins zu beziehen und damit die geistig – philosophische Evolution des modernen Menschen zu erklären, zu klären. So aber verbringe ich Stunde um Stunde damit, irgendwelche nichts sagenden Progrämmchen auszuführen, mich einer Programmierbarkeit hinzugeben, diese nicht zu hinterfragen, da das Machen eine oberflächliche Befriedigung verschafft und letztlich belanglos zu Spielen. […] Was aber die eigentliche Fragestellung anbelangt, so kann ich sogar diese nicht begreifen. […]  Ich habe mich für den einfachen Weg entschieden, habe die materielle Sicherheit gewählt, habe nicht den Mut gehabt, einigen Dingen zu entsagen, vielleicht sogar der Möglichkeit der genetischen Fortpflanzung. […] So habe auch ich eine bestimmte Stellung zur Welt bezogen, von der ich eben nicht weiß, ob diese richtig ist.“ Während dieses hier gekürzt wiedergegebenen Monologs hatten sich seine Gäste von ihm nicht beachtet inzwischen verabschiedet und waren zufrieden zu Hause angelangt.

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