…zur Börse

Er schaltet das Radio ein. „7 Uhr 35, zur Börse.“ Zwei Männer unterhalten sich über die Regierungskrise in Italien und mögliche erhebliche Turbulenzen. Ein alter, seniler Milliardär, der nicht abtreten will, versucht Europa im Würgegriff zu halten, denkt unser kleiner Held des Alltags. Mal ehrlich, was könnte man mit so viel Besitz nicht alles Gutes tun, nicht für sich selbst, sondern für die Allgemeinheit.

Herr Nipp hat schon häufiger darüber nachgedacht, was er mit einem Lottogewinn machen würde. Sicher, einen Teil sollte man schon für den Eigenbedarf behalten, es kann nicht sein, dass man selber gar keinen Nutzen davon hat. Sinnlos ist es allerdings, wenn man 10 Millionen da liegen hat. Das Mittagessen wird schließlich nur einmal gegessen. Ja, er hätte sicherlich gerne ein nettes kleines Haus für sich, aber eben nichts zu großes, das er nicht allein bewirtschaften könnte. Eine Reserve von einer Million in Aktien mit hoher Dividendenausschüttung angelegt. Das sollte reichen, um das Jahr zu überstehen und dann? Die restlichen Millionen? Zunächst würde die Hälfte als Stiftung angelegt, deren Ausschüttungen für kulturelle Zwecke genutzt würden, Buchveröffentlichungen und vielleicht Stipendien auch für ältere Künstler und Literaten. Die Stipendien für junge Menschen sind ehrenhaft , aber inzwischen an jeder Ecke zu haben, ältere allerdings werden kaum bedacht. Das weitere Geld würde so erstmal an die Seite gelegt, für besondere Anlässe, wenn irgendwo Not am Geld ist. Gedanken und Träume sind wirklich seine Stärke, die Realität sieht anders aus.

Am nächsten Tag wird Herr Nipp gewonnen haben, etwas über 20 Euro. Die Hälfte legt er in einen neuen Wettschein an. Er wird essen gehen und den Rest aus eigener Börse bezahlen.

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