Vertrauen

An der Bushaltestelle wartend unterhält sich Herr Nipp mit einer jungen Familie. Die Eltern erscheinen fast noch jugendlich frisch. Erst auf den zweiten Blick sieht er, dass sowohl bei ihm, als auch bei ihr, die Zeit ihre Furchen ins Gesicht geschrieben hat.

Nein, es handelt sich eher um den Diminutiv, Fürchlein, nicht so sehr auch geschrieben, sondern fein ziseliert. Spuren einer zart geätzten Radierung in der Oberfläche einer Kupferplatte. Als habe der Wüstensand seine Spuren in einer Autolackierung hinterlassen. Vergleiche sind schwer zu finden. So ist die älteste Tochter auch tatsächlich schon achtzehn Jahre alt. Trotzdem wirkt das Paar rund zehn Jahre jünger als unser Protagonist. Die beiden müssen tatsächlich schon recht früh mit ihrer Reproduktionsphase begonnen haben. Und dabei geblieben sein. Die Kinder reihen sich wie Orgelpfeifen neben einander auf. Sie scheinen sich gut zu verstehen, immer in Gespräche vertieft, immer wieder mal lachend. Ein selbstzufriedener Singsang. Das Jüngste ist gerade mal 3 Jahre alt. Keck läuft das Töchterchen zwischen den Beinen der Eltern hindurch, nutzt sie als seinen Säulengang. Immer hält es mit seiner Hand Körperkontakt. Sicherheitsmodus. Als Herr Nipp sich in die Hocke begibt, um ein wenig mit der lustigen Göre zu schäkern, verkriecht sich die Kleine hinter die Beine der Mutter. „…auen muss man sich erarbeiten.“ Herr Nipp schaut ziemlich verdattert drein, hat nicht richtig verstanden, den ersten Teil verpasst. Ergänzt nach seiner Logik. „Ja, das ist wohl der Grund, warum ich keine habe.“ „Verstehe ich nicht.“ „Na, Frauen.“ „Ich sagte Vertrauen.“

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