Das Pilzgericht

Dass die Sonne so früh durch das Fenster scheinen würde, hatte er nicht erwartet, überhaupt nicht. Die Strahlen des Zentralgestirns sammelten sich auf seiner Bettdecke, schienen sich gar auf seinem Gesicht zu bündeln, eine Konzentration aus Licht und Wärme. Eine brutale Blendung und üble Überbeanspruchung sämtlicher Sinne. Also drehte er sich erst einige Minuten unwohlig hin und her, stand dann auf. Keine Hausschuhe vor dem Bett zu finden, die Hose auch nicht. Gut den Pullover hatte er immerhin an. Strümpfe würden sich wohl finden lassen. Auch wenn das Haus völlig unbekannt erschien, er würde sich zurecht finden.

In der Küche hatte schon jemand eine Kanne kräftigen Kaffees gekocht – kalter Kaffee. Musste wohl von gestern Abend übrig geblieben sein. Gestern Abend! Gestern Abend? Was war da noch gleich geschehen? Herr Nipp blickte auf seine bemalten Hände – Kugelschreiberkritzeleien. Fast scheu suchte er den nächsten Spiegel, sah sein arg ramponiertes Gesicht, ein Faltenwurf von einem Mann und plötzlich wusste er, was passiert war. Schemenhaft. Er war eingeladen worden – zum Pilzeessen.

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