XV 6

Oh man, hoffentlich penne ich nicht völlig weg, dann merkt man noch nicht einmal, wenn es weiter geht, dann merkt man nicht, was um dich herum geschieht. Ich glaube, ihr macht euch das Leben gegenseitig zur Hölle, dabei sollte es euch doch wirklich gut gehen. Ach ihr Armen, irgendwie habt ihr manchmal etwas grundlegend Menschenfeindliches, dabei habe ich gehört, na was, Faden verloren. Das macht doch gar nichts, hatte doch in den letzten anderthalb Jahren ziemlich viel abgenommen, da macht ein kurzer Jojosprung nix, ist schnell wieder weg. Außerdem kommen die Kilos erst nach zwei Wochen, habe ich mal gehört. Schokoladenhunger.  Auf das Bett legen und Bauchübungen machen, a la Pilates, das soll auch helfen. Eben noch zu Hause und jetzt? Da war ich eben auch. Tatsächlich auch nur zehn Minuten, dann aber so heftig, das war gut. Ja, ist schwer, aber ist auch schön zu sehen: Es geht. So sehe ich das auch.

Muss gerade ganz herzhaft gähnen, man soll schließlich nicht alle Erfolge direkt wieder kaputt machen. Der Tag wird gut gewesen sein, vermute ich, du hattest keine Zeit zu schreiben. Bei mir Highlight, aber richtig schön. Gestern alte Fotos durchgesehen, halbe Flasche sehr guten Wein getrunken, auch das gut. Ach ja, Highlightbeschreibung: zwei Tage schon kein Schmerz, kein Kribbeln und alles sieht so aus, wie es sollte. War schön heute morgens im Bett, habe der Sonne zugesehen, wie sie ungesehen den Himmel immer heller machte und dabei die Farbenspiele beobachtet. Ja, die Welt kann so schön sein. Himmel dehnt sich blau dunstig und verkündet einen entspannten Tag. So eine Woche vor den Ferien (Ja, auch ich habe bemerkt, dass es dem Ende zugeht und ich freu mich drauf.) scheint das Wochenende ein versöhnliches zu werden. Für mich glaube ich sowieso. Dieser eine Tag in der Wohnung Entspannung vorgestern war ein wahres Bad im Jungbrunnen. Jeah. Und dabei habe ich gestern doch glatt ganz nebenbei eine Flasche guten Rotwein verputzt. Ja, der war richtig gut. Bin allerdings auch ganz früh ins Bett gegangen, schätze gegen halb eins. Ob du es glaubst oder nicht, nach dem obskuren Faltenwurf, den mein Gesicht noch am Mittwoch gezeigt hat, hat es sich wieder arg geglättet und das ohne Botox. Sogar den anderen Leuten scheint das aufgefallen zu sein, jedenfalls sprachen sie mich darauf an. Ja, aber gestern hatte ich wohl ein Dauergrinsen im Gesicht und das war gar kein Galgenhumor. War einfach glücklich, die Welt so sehen zu können, wie sie ist. Einfach und ohne Verzerrungen und normale Farben und keine Töne, die da durch flimmern und und und. Ja, das ist mir auch aufgefallen, als ich gestern auf den Geräten saß und vorsichtlich anlehnte, es kam keinen Taumel. Da habe ich mich einfach mal nach hinten fallen lassen und das war durchaus okay. Ja, es scheint wirklich wieder aufwärts zu gehen. Diagnose: Das Schlimmste ist vorbei. Hatte vor ein paar Tagen einen richtig guten mit einer sehr lustigen Ausstellungseröffnung. Kein Stau, nix, aber dafür ein Essen mit Überraschung. Wusste erstens nicht, was es gibt und habe zweitens für alle bezahlt – hoffentlich kriege ich das zurück… Siehste, da ist es besser das so wie ich zu machen: nicht wissen, was man gemacht hat oder gerade macht, aber irgendwie scheint es doch zu reichen…Tatsächlich ist es natürlich nicht besonders clever, wenn man so viele Bilder in so kurzer Zeit einstellt, aber es machte für mich Sinn. Ja, lachende Menschen geraten bei mir meist zu verzerrten Grimassen und das ist es Grund, ihnen ein zumindest neutrales, wenn nicht sogar ernstes Gesicht zu verpassen. Malermeister ist im Übrigen keine Abwertung, da ich nicht malen kann, sondern nur kolorierte Zeichnungen mache, ist das tatsächlich schon mehr als erwartet. So und jetzt geht es fragmentarisch weiter, weil assoziativ, habe viele Gedanken und Erlebnisse im Kopf. Gestern, da möchte niemand auf Dauer leben, glaube ich, zu idyllisch, kurz vor dem Aussterben, alles alt. Aber war nett, wie immer wenige Leute, aber dafür spannende kennen gelernt, nette Typen, ja und die hätte ich mir mit all ihrer distanzierten Sprödigkeit grade einpacken können, zum mitnehmen und irgendwann mal zwischendurch ein ernsthaftes Gespräche führen. War gut und reichlich, leider konnte ich nix trinken, denn die hatten auch noch vorzüglichen Wein dort. Fragte nach, was denn das kosten würde. Hat es nicht verstanden. Schließlich hat er sogar einen Preis genannt, aber darum ging es mir wirklich nicht. Man muss nicht alles verkaufen.

Warum ich die drei Bilder zusammen und kurz aufeinander eingestellt habe, hast du richtig erkannt, sie ergeben tatsächlich einen seltsam dissonanten Akkord. Und das ist gut, dass alles super ist und glücklich. Ich gönn es ihm. Erpressung. Ja, habe ich geantwortet, Handel besteht zu großen Anteilen aus den Faktoren Erpressung und Zwang. Besteht allerdings auch aus Respekt und Lüge. Wir haben darüber fast eine viertel Stunde gesprochen und er wurde teilweise richtig tiefsinnig dabei, was ich nicht erwartet hatte. Alle Sachen soweit richtig, allerdings bin ich gerutscht und das nicht nur einmal, sondern bestimmt zehn. Und es hat richtig viel Spaß gemacht. Außerdem kann er im Gegensatz zu vielen anderen Leuten mit meinem Spott sehr gut umgehen, wahrscheinlich schon allein deshalb, weil er solche Attacken gewöhnt sein müsste. Zumindest hat er hinterher gegrinst. Wetten wird er vielleicht demnächst nur dann eingehen, wenn er weiß, dass er gewinnen wird. Risikoabschätzung. Ja, und seine Schwester erst. Hat echt ein hübsches Gesicht, sollte aber mal kontakt mit Weightwatchers aufnehmen. Kenne da eine Tochter eines Pommesbudenbesitzers, saß gestern neben mir im Auto am Steuer, zündete sich genüsslich eine Zigarette an und warf das Zigarettenschachtelpapier ganz selbstverständlich aus dem Fenster, dann sah sie, dass ich neben ihr stehe und wurde zu meinem Erstaunen puterrot. Kann eigentlich nicht verstehen, warum sie bei uns ist, aber das mag ja auch andere Gründe haben. Muss so langsam wieder schreiben, da braucht es Humor, zumindest ein wenig, schließlich muss so langsam der Umbruch im Roman erfolgen, in Richtung Lagerkoller und Hysterie, damit sich der Stau dann zum Ende hin mit unglaublich paralysierten, destruierten, traumatischen und sowieso depressiven Menschen entweder in Wohlgefallen auflöst, oder aber das Letzte Auto Feuer fängt und sich dieses dann zügig nach vorne ausbreitet und die Leute aus den Autos flüchtend sich persönlich kennen lernen. Mal sehen worauf es hinausläuft, wahrscheinlich wäre die Dreiteilung wohl das Beste, dann hätten wir jetzt gerade die Exposition mit Charakterisierung der Figuren, Vorstellung ihrer Sorgen und Nöte, ihrer Hoffnungen und inneren Vorgänge und der Höhepunkt wäre die Darstellung einerseits des inneren Zusammenbruchs wegen der Warterei. Klimax und dann die Katastrophe, die das Edle des Menschen herausschält. Nein, Blödsinn, das wäre denn doch zu klischiert und kitschromantisch. Na, dann muss ich das wohl machen, und dann heißt es wohl erst einmal wieder schrieben schreiben schrieben na ja und dann wieder schrieben zu schreiben korrigieren. Man muss auch mal über den engen Horizont der Konventionen hinausblicken. Alles eine Frage der Gewöhnung oder der Not… Ja, da gibt es Veränderung, haben sogar die Gäste gesagt, die ich dann Mittags geführt habe, aus dem geplanten Stündchen wurden mal eben so anderthalb bis zwei. Habe wohl mal wieder zu viel geschwätzt. Immerhin drei begeisterte Damen, die gerne wiederkommen würden. So ist das manchmal. Ich würde es mal wieder einen Bruch nennen, radikal und richtig, konnte den anderen Kram auch wirklich nicht mehr sehen. Jetzt sind schon einige weiß überarbeitet und harren der Bemalung und das ist verdammt gut. Jetzt stehen sie wieder herum, weiß oder mit schönem Sofastoff bezogen, das macht doch erst mal Sinn, was sollen sie auch im Lager herumstehen, erstens hole ich sie das nicht mehr raus und zweitens kann ich sie echt nicht mehr sehen. So können wenigstens die Materialien nutzbar gemacht werden. Werde jetzt erst mal die Alphabetikon-Reihe fertig machen, habe genug Ideen, ob Zeit wird sich wohl noch zeigen, aber bin guten Mutes. außerdem kommt mir der Zufall in letzter Zeit wirklich entgegen, Gestern allein zwei Motive, die ein ganzes ergeben. Erst kaufte ich eine Buch über ein griechisches Antikenmuseum mit tollen SW Aufnahmen alter Statuen, die ich als Untermalung verwenden kann und dann sitzt ein Junge mit seinem Gipsarm auf der Badewanne, super Gesichtsausdruck, musste ich fotografieren, das wird auch ein Bild mit dem Titel GIPS. Neben dem aktuellen Bild SOFA, an dem gerade gearbeitet wird sicherlich auch nett. Allerdings habe ich dafür bisher nur die Sofastoffbespannung und den Titel, mir fehlt noch das eigentliche Bild, aber vielleicht wird es auch einfach nur aus Schrift bestehen, reicht eigentlich.

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