XV 2

Alles ist veränderbar, das ist eine gute Einstellung, man sollte sowieso alles Mögliche lieber überpinseln, keine Angst davor haben, dass das Feste zum Schlick wird. Die Bilder sind niemals ewig. Aber alles dauert dann länger, weil man wieder anfängt zu suchen, statt zu finden und wenn es nicht länger dauert, dann kann man ja so tun. Und dann verkauft man dies als neue Serie oder so, oder was auch immer, verschickt es in die Welt, aber dann bitte, verschick das bitte nicht an jeden, da könnte noch eine Fallgrube draus werden.

Vielleicht aber doch an die Armee, da würden sie mich dann sicherlich gerne aufnehmen in ihren geschlossenen Reihen, nicht in weiße gepolsterte Anzüge, sondern in ihre olivgrünen Jäckchen, die so maskulin von Härte und wahrer Männerfreundschaft künden. Würde mich mit den Jungs immer militärisch grüßen, die stellen sich ein einer Reihe auf und dann kommt der Gruß, Hand an die Stirn. Was für eine Welt, früher haben sie wohl mal das Visier hochgehalten, daraus soll das entstanden sein, habe ich mal gehört. Muss, glaube ich, nichts mehr dazu sagen, aber die Dinge verlieren nun mal mit den Jahrhunderten ihre ursprüngliche Funktion und plötzlich ist die Inhaltsleere, die Floskel wichtiger als die Realität. Überall mal, mal mal. So kann man es auch sehen, obwohl ich glaube, die Geschichte hat insgesamt einen Hau. Wobei mir die meisten Protagonisten ja ganz sympathisch sind. Ich war doch fast da. Schon bemerkt, alle haben irgendeinen Ring, Siegelring oder zur Verlobung, nur ich nicht, habe ihn abgelegt, vor Jahren und weiß nicht, wohin. Das hat aber nichts mit denen zu tun, glaube ich. Und einige tragen zwei. Nur einige, aber dafür umso mehr Klunker. Na, lassen wir das, sie wollen sicher die letzten Monate oder Jahre ihre Ruhe vor allem haben, ich kann es echt gut verstehen, irgendwann muss auch mal Schluss sein und öffentliches Leben ist schwierig. Leben in Serie. Fernsehserie, wenn das wahre Leben sich mit dem auf der Mattscheibe vermischt, die Menschen nicht mehr wissen, mit wem sie sich mehr identifizieren sollen. Gibt es eigentlich noch Realität außerhalb der virtuellen Erfahrung, die uns zusteht, die wir leben? Wenn man so eine Serie macht, dann geht das Messer eben ganz weit unter die Haut oder auch schon mal eine Nadel, mit einem langen Faden daran, der mich zusammenhält, jener heiße Faden, den ich verschluckte damals, den der Soldat verschluckte in jenem Lied von Susanne Vega. Bin oft hinterher noch verzweifelter als vorher und trotzdem froh, die Bilder gemacht zu haben. Die Leinwand im kopf bespannt zu haben, den Projektor angeschmissen, als müsse man heute noch eine Kurbel bedienen, um einen Motor zu starten. Alles surrt ganz leise vor sich hin. Wenn du das Gefühl hast, dass du alles gebracht hast, dann kann man zufrieden sein, ganz und gar. Und wenn währenddessen die Tränen fließen, dann sind sie wenigstens ehrlich – ehrliches Selbstmitleid, in das man sich ganz postpubertär fallen lassen kann. Ja, aber das Prinzip ist doch echt klasse. Nein, glaube ich nicht, aber es macht einfach Freude, das zu sehen und Lachen macht bekanntlich gesund. Ja stimmt, aber einfach zu lesen, macht auch Spaß – Blindvögel – viele haben grauen Star. Zwischen den Zeilen, Mann verirrte sich auf Markt. Seltsame Sachen. Manchmal muss man sich auch mal auskotzen…war in Düsseldorf, natürlich, hatte aber schon gesagt, dass es dort sehr eng ist, um länger zu bleiben. Je größer die Stadt, desto enger scheinen die Zimmer zu werden, dementsprechend müssen auf dem Land die Verhältnisse wohl luxuriös sein.

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