wieder

Da, schau, schon wieder nichts, meint sein Freund, nachdem sie schon zwei Stunden in der Natur sitzen und krampfhaft versuchen, irgendetwas zu erspähen. Drei Amseln und ein Turmfalke sind dabei eine magere Ausbeute. Bisher kamen sie nicht zu einem ordentlichen Foto. Gemach, gemach, meint Herr Nipp, der Abend ist noch nicht zuende. Und tatsächlich, irgendwann sehen sie ein Wildschwein Himbeeren ernten, Strauch für Strauch. Das sind tolle Bilder.

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Eierpfannkuchen

Bei Herrn Nipp extistiert eine alte Tradition, die es auch bei seiner Mutter schon gab: Freitags gibt es normalerweise Eierpfannkuchen, auch Pannkauken genannt, oder im Herbst auch Reibeplätzchen. Meistens macht er erste mit kleinen Apfelstückchen und er weiß, dass man schon darauf wartet. Zweite werden mit Apfelmus serviert. Heute aber lässt er sich einfach mal Zeit damit. Vielleicht erreicht er damit ja doch noch etwas, dass gewartet wird. Was, weiß er noch nicht.

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Kritikfähigkeit

Im Radio läuft gerade irgendein Lied von The Cure. Schon eine Seltenheit, dass gerade von der ersten Platte „Three imaginary boys“ morgens etwas gespielt wird. Wer weiß, vielleicht liegt es daran, dass die Platte vor inzwischen 45 Jjahren veröffentlicht wurde. Herr Nipp sitzt in einem seiner schwarzen Ledersessel und hat den Laptop dort liegen, wo er hingehört, auf den Oberschenkeln. Eigentlich soll er einen Text schreiben, der noch eigentlicher schon lange hätte geschrieben sein müssen. Aber zuweilen überkommt ihn die alte Prokrastination wieder und dann lässt er die Dinge schlören, als gäbe es nichts Wichtigeres, als die Wohnung zum ixten Mal zu saugen oder die Eibe neben der Kellertreppe zu beschneiden, als den Komposter zu leeren oder zumindest umzuschichten, das Wasserfass auf seinen Stand zu untersuchen und natürlich die lästigen Mückenlarven aus den neu angelegten Teich zu fischen. Dabei muss er einfach nur noch herunterschreiben, denn während all dieser kleinen Arbeiten hat er eine Struktur entwickelt, eine schlüssige Themenfolge und stichhaltige Argumentation. Alles steht in seinem Kopf. Manchmal wünschte er sich ja, eine Sekretärin oder einen Sekretär zu haben, wieviele Texte könnte er jeden Tag veröffentlichen. Ja, er wünschte sich genausogut, dass irgendwann endlich irgend jemand auch dafür etwas bezahlen würde. Es ist schon seltsam, dass einige Menschen für jeden verzapften Blödsinn Geld zugesteckt bekommen und er nicht. Ups, klar, ich bin ein Narzisst, denkt er, nur Narzissten können so denken.
Also schreibt er, stellt Buchstaben an Buchstaben, Wort an Wort, Satz an Satz. Und am Ende angekommen, steht da ein Text, der es in sich hat, der provozieren soll und wird. Ein Text zur Kritikfähigkeit der Menschen, darüber, dass das Mittelmaß fehlt, dass es offenbar nur noch entweder Menschen gibt, die andere inhaltslos kritisieren und niemals an sich zweifeln und andere, die es umgekehrt machen. Zweifeln ohne Grund. Ganz ohne Kritik seine Rede natürlich, aber mit vielen offenen Fragen.
Als er abends den Vortrag halten will, gibt es allerdings ein sogenanntes Unwetter mit mindestens 37 Regentropfen und die Veranstaltung fällt aus. Vielleicht hätte er doch bis nachmittags mit dem Schreiben warten sollen.

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Reden ist Sch.., schleimen ist Gold

Die Wahrheit ertragen die wenigsten Menschen, davon ist Herr Nipp inzwischen überzeugt. Er selbst übrigens auch nicht. Allerdings gibt es solche, die aussprechen, was sie als Wahrheit beobachtet haben und das ist meist gefährlich, besonders gegenüber den Mächtigeren. Die ziehen es vor, sich mit solchen zu umgeben, die einschmeicheln, die „Ja!“ sagen, wo sie „Nein!!!“ denken, die kriechen und nach dem Radfahrerprinzip, nämlich „nach oben buckeln und nach unten treten“ leben. Es ist einfach schöner, sich in den angenehmen Strahlen der, wie auch immer gearteten, Macht und der Lobeshymnen zu aalen, als sich der Wahrheit, der eigenen Fehlbarkeit zu stellen. Die Irdischen können irren, Mächtige sind so etwas Ähnliches, auch wenn sie sich anders sehen. Der letzte Mensch, der Gott war, ist vor 2000 Jahren gestorben.

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warten sie bitte etwas

Die Ausstattung von Wartezimmern ist recht ähnlich. Früher, in seiner Kindheit war so ein Früher, waren sie meist kahl, vielleicht lagen zig hundert mal geblätterte Zeitschriften herum, natürlich vom Lesezirkel. Speckig gelesen. Bei stundenlangen Wartezeiten aber oft der einzige Rettungsanker. Inzwischen sind sie eher zum Wohlfühlen eingerichtet, mit Bildern an den Wänden und stimmigem Bodenbelag. Pflanzen in Arztpraxen sind tabu. Dafür grinsen den Patienten die Bilder der Angestellten an. Zeitschriften gibt es manchmal auch noch, aber die liest niemand mehr. Die Augen sind auf die mobilen Endgeräte gerichtet. Eines hat sich nicht geändert, meistens wird geschwiegen.

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