Den ganzen Tag schon lächelt Herr Nipp, obwohl das Wetter nunmal nicht gerade das beste ist. Um ehrlich zu sein grinst er sogar fast, so als hätte irgendetwas in ihm eine permanente untergründige Freude ausgelöst. Dabei war ihm eigentlich nur morgens eine Kleinigkeit eingefallen, beruhend auf einer Beobachtung von Abend zuvor. Bei einer Unterhaltung auf einer Gartenparty war das Thema aufgekommen, ob das, was die Menschen über sich selbst denken auch dem entspricht, was sie tatsächlich tun. Jetzt sind ihm drei grundlegende Sätze dazu eingefallen, quasi über Nacht:
- Menschen, die mit all ihrer Energie schneller sind als andere, verweigern letztlich Gemeinsamkeit, serhen sich allerdings als Avantgarde.
- Menschen, die alle Brücken hinter sich abbrechen, geraten als Außenseiter in eine Alleinsamkeit, sehen sich selbst allerdings als einzig Rechthabende.
- Menschen, die alle Brücken und Wege vor und hinter sich sprengen, erscheinen die anderen als kuriose Soziopathen, sehen sich allerdings als herausragende wie verkannte Monolithen der Gesellschaft.
Glücklicherweise, denkt er, bin ich ein Mediokrer, ein Mittelmäßiger, einer, der nichts Besonderes ist oder sein will. Einer, der gut für sich leben kann, aber auch gute Freunde und Familie hat. Einer, der glücklich ist, manchmal einsam, öfter mal zweisam und zuweilen sogar gesellig. Wahrscheinlich werden Außenstehende ihn auch anders wahrnehmen, aber mal ehrlich: „Isso.“
