Es tropft

Am Mittag zu Tisch sitzen und ein richtig gutes Essen essen. Abends ginge auch, hatte sie beim letzten Telefonat gesagt. Mit Wein natürlich. Und wer kam dann schließlich nicht? Nachricht: Geht heute nicht, Nase tropft.

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schwarz

Bisher hatte Herr Nipp immer gedacht, alles könne kitschig werden, nur schwarz nicht. Diese Farbe war für ihn erhaben und unangreifbar. Wie wunderbar stellte doch dieser dunkelste Farbton in der Kunst alles in Frage. Von den Carceri über das schwarze Quadrat bis hin zur Fotografie. Schwarz als das Absolutes. Und jetzt hält er einen Fotoband über die Gothicszene in den Händen – ja, alles kann zu Kitsch verkommen.

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Nachts

„Nächtens lag ich trunken…“ heißt es in einem Lied, das Herr Nipp gerade hört. Ein Stück aus einer fernen Vergangenheit von einer Band, die damals so etwas wie ein Mythos war. Einstürzende Neubauten oder wie damals gesagt wurde: Neubauten. Herr Nipp hört manchmal immer noch diese etwas schrägen Klänge, das schrille Scheppern der selbst gebauten Instrumentarien, diese Stimme von Blixa Bargeld. Auch wenn das so gar nicht zu seiner biederen Erscheinung zu passen mag. Aber wir wissen ja, Bilder von anderen entsprechen nicht immer der Realität, der Anschein ist ein Blitzlicht auf das Sein, mehr nicht. Wie dem auch sei (darf diese Phrase überhaupt in einem Text verwendet werden?). Die Worte dieser Band haben ihn schon immer zu Gedankenflügen angeregt. Wie hängen die Dinge zusammen? Was heißt heute eigentlich Nacht? Was ist mit Trunkenheit gemeint? Romantik? …sich in Sentimentalität ersaufen? Bis in die späte Nacht sitzt er da in seinem Wohnzimmer, lauscht intensiv den Klängen, den Texten, legt zwischendurch eine Platte von Bach auf und erkennt Zusammenhänge. Der Kaminofen flackert ein wunderbares Licht auf die sechziger Jahre Möbel, die Bilder an den Wänden scheinen von innen zu leuchten. Er liegt inzwischen auf dem schwarzen Ledersessel, den Kopf an die Schulter gelehnt, nicht richtig bequem, aber aushaltbar, denkt nach und verliert langsam den Bezug zur Realität, nur Musik, nur Text, kein Alkohol und trotzdem: „Nächtens lag ich trunken…“

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Ansprüche

Seine Texte haben nicht den Anspruch einer literarischen Dauerhaftigkeit. Sie wollen auch keinen Eingang in die Weltliteratur finden. Er ist sich darüber durchaus bewusst, dass seine Gedanken in ihrer stilistischen wie inhaltlichen Wertigkeit recht anspruchslos sind. Aber, und das vielleicht wichtiger als alles hochgelehrte Geschwurbel, sie sind ehrlich und machen ihm selbst Spaß. Und das ist doch auch nicht zu verachten. – Als er fertig geschrieben hat, hebt Herr Nipp selbstbewusst den Kopf und zwinkert seinem impliziten Leser schelmisch zu.

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Gerümpel

Eigentlich ein Stück Unglaublichkeit, aber es gibt immer wieder mal eine Möglichkeit, etwas Neues zu realisieren und dann muss zugegriffen werden. Aus einer Renovierung ist also eine Neustrukturierung inklusive Neubau geworden. Und plötzlich muss ein Raum ausgeräumt werden, der bisher als Lager fungiert hatte. Materialien und Möbel waren dort in den letzten Jahrzehnten abgestellt und eingelagert worden. Beim Sichten fällt auf, dass es nichts zu sehen gibt, weil ein Hereinkommen unmöglich ist. Herr Nipp hat einige Bekannte aktivieren können, die ihm helfen, ganz nach dem Motto „Viele Hände schnelles Ende.“. Einer geht so weit in den Raum herein, als er kann und reicht die Klamotten weiter nach hinten. Jeweils mit einer Anweisung, wohin das jeweilige Teil kommt. Die anderen greifen zu und kümmern sich um die Verteilung und im Zweifelsfall Entsorgung. Etwa ein Drittel ist nach all der Zeit nur noch als Müll zu bezeichnen. Zerknitterte Papiere und Pappen, alte, leere Aktenordner und Hefte werden zum Altpapiercontainer gebracht. Kunststoffteile genau dieser Sparte zugefügt, sogar Flaschen werden entdeckt, die entleert durchaus noch wiederverwertet werden können. Metallschrott, usw. Alles wird getrennt. Einige Möbel, wie Regale, Stühle und ein Metallschrank, können noch gebraucht werden, andere nicht. Tatsächlich, man soll es kaum glauben, ist da jetzt ein komplett leerer Raum. Wer weiß, was in Zukunft wieder hereingeschoben wird.

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