Cord

Na gut, die Strümpfe, braune Socken, die ziemlich modern aussehen, passen nicht ganz dazu und doch irgendwie schon, weil sie einen so schönen Kontrast bilden. Eigentlich schon toll, dass zwei so unbedeutende Kleidungsstücke doch so wichtig werden können, wenn man sie unter modischen Aspekten betrachtet. Die restlichen Klamotten sind schwarz, Cordhose, sehr eng anliegend und die Figur betonend, ein T-Shirt, fließend und darüber ein offenes Hemd, ebenfalls aus Cord. Im Ausschnitt leuchtet immer wieder ein silberne Kette auf. Mit ihren blauen Augen schaut sie ihn freundlich an, sie hat ihr nettestes Lächeln aufgesetzt, wahnsinnig sexy ganz nebenbei. Der Fotograf drückt ab, mehrfach, dirigiert sie und nach einigen Minuten muss das Modell auch schon umgestylt werden.

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Schlecht Apfelessen

Er hat in den Apfel gebissen und dies im gleichen Augenblick bereut. Nicht dass der etwa schlecht wäre, durchaus frisch wirkt er, sagt man nicht, der sieht wie gemalt aus? Rote Backen auf grünem Grund. Perfektes Aussehen, doch drunter? An einen Tag in der Kindheit fühlt er sich erinnert. Schule. Siebte Klasse. Große Pause. Wie immer hatte er damals einen Apfel aus dem eigenen Garten mit, vielleicht einen fleckigen Discoverey oder eine unförmige Schafsnase, daran kann er sich partout nicht mehr erinnern, ist letztlich auch egal. Auf jeden Fall war es einer dieser Äpfel, bei denen er heute sagen würde: „So wie ein Apfel sein muss.“ Ordentlich Süße und Säure, etwas Herbheit, eigener Geschmack, mit anderen Worten echt lecker. Der neue Schüler posierte damals mit einem perfekt aussehenden Granny Smith. Grasgrün. Sie hatten getauscht, danach nie wieder. Warum, um Himmels Willen, hatte er sich nach so langer Zeit dieses gewachste Bild von ein Apfel andrehen lassen? Und vor allem, wie kann er diese, nennen wir sie Frucht, unbemerkt verschwinden lassen? Nie wieder wird ihm das passieren.

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Missverständnisse

Er weiß wohl, dass die Sprache nicht eindeutig ist, dass jedes Wort, auf die berühmte Goldwaage gelegt, befragbar und eventuell sogar schlimm sein kann. Da hört er im Radio etwa, dass wieder eine Flüchtlingswelle anrollt. Eine Verdinglichung von Menschen, schamlos auch noch mit negativer Konnotation. Dann werden Autofahrer andererseits, die sich nicht an Recht und Gesetz halten und kein Interesse am Schutz der Schwächeren haben, lediglich als Verkehrssünder bezeichnet, als wäre es wieder durch ein Bußgeld gutzumachen, dass andere gefährdet werden. Da werden Die Liebsten zu kleinen Tieren degradiert wie Mäuschen oder Hase und je länger man zu zusammenlebt werden auch die Tiere größer. Trampeltier, Elefant, Walross. Die schlimmsten Wörter aber sind Herrn Nipp wohl immer noch jene, die einfach anders verstanden werden, als sie gemeint sind. Vor allem allerdings dann, wenn andere Menschen sie unter allen Umständen falsch verstehen wollen. Dann entstehen absichtlich Missverständnisse mit oft fatalen Folgen.

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Ärger

Einige Menschen haben das Gen des Schwachkopfes in sich, denkt Herr Nipp. Er ist gerade völlig ausgebremst worden von einem Mercedes-AMG-Fahrer, man weiß schon, einer mit hochgestelltem Siebentagebart und viel Geschmier in den Haaren, sehr viel Schmieröl, unterstützt von vielen vielen Pferdestärken, die irgendetwas kompensieren. Dass diese Art des Autofahrens andere gefährdet, ist dem wohl noch nicht bewusst. Offensichtlich gibt es eben Typen, die dem Höhlenmenschendasein noch nicht weit entronnen sind. „Hier, guck, meine Keule, dick! Du Angst, jetzt.“ Ja, er ist richtig sauer und dann hat auch er eben solche Gedanken, aber dann kommt ganz plötzlich die Einsicht, dass er sich selber ärgert und das liegt daran, dass er es zugelassen hat, sich ärgern zu lassen.

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Kurzurlaub

Unten das übliche Gebrabbel und Geblubber, manchmal hört es sich eher nach Hühnerstall an, schrill und enervierend, gerade aber ist es ein eher untergründiges Murmeln, einer Bergbachquelle nicht unähnlich. Eine Stimme sticht heraus und Herr Nipp kann nicht anders, als ihren Ausführungen über die Erlebnisse des Wochenendes zu folgen. Das scheint ja echt spannend gewesen zu sein, Abenteuerkurzurlaub im oberen Sauerland. Wow. Wanderungen querfeldein, eine unerwartete Klettertour und abends dann eine Runde durch ein Wildschweingehege. Die direkte Konfrontation mit einem Wolf. Uff. Der krönende Abschluss dann der Tandemflug mit einem Gleitschirm, über eine Stunde lang. Die Welt von oben genießen, ohne Motor, nur an Seilen hängend. Das muss man erst einmal erleben. Erst ganz am Ende stellt sich heraus, dass die Person selber an all diesen Aktivitäten gar nicht teilgenommen hat, sondern die ganze Zeit im Spa des Hotels lag. Massage, Sauna und Entspannung pur. Herrr Nipp fragt sich, warum die Person so begeistert über all das berichtet, was sie nicht gemacht hat, die eigenen Erlebnisse sind ihr nur einen Satz wert. .

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