jetzt aber endlich

„Ich sollte endlich einen eigenen Roman schreiben…“, murmelt er immer wieder leise vor sich hin, ohne es selbst zu bemerken. Schon seit Jahren hadert er mit sich, dass sein Glaube ans eigene Mittelmaß ihn davon abgehalten hat. Themen hätte er genug gehabt über das letzte Jahrzehnt. Über einen echten Naturburschen hatte er einige Seiten verfasst, auch eine schöne wie struppige Emanze hatte ihn zu einer lämgeren Geschichte inspiriert. Aber nie war es ihm gelungen, mehr als zwanzig Seiten niederzuschreiben. Schon alleine das Miteinanderverstricken und von einander entfernen verschiedener Figuren war ein Graus gewesen. So viele Romane, die er unter analytisch hermeneutischen Gesichtspunkten gelesen, ja manchmal verschlungen hatte, aber wenn es drauf ankam, dann musste er immer scheitern. Manchmal hätte er sich geradezu in die Figuren verliebt und darüber vergessen, sie auch potentiellen Lesern attraktiv zu gestalten. Es reichte ihm dann sein eigenes Wissen. Die schwierigen Charaktere mussten darüber anstrengend, die sympathischen kryptisch werden. Und irgendwann landeten die meisten Blätter als Anzünder im Ofen. Aber er wird, das weiß doch jeder, im Nu mit diesem neopostneodadaistischen Ansatz alles das hinter sich lassen. Keine Sorge, morgen sind die völlig worren 298 Seiten fertig. Super, jetzt aber endlich.

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