Diestelfinken

Das Telefon hat eben geklingelt, ein guter Freund, der anrief, nichts Wichtiges, es geht in erster darum, einige Worte im Interim zu wechseln, während der derzeitige Standort gewechselt wird oder die Arbeitsaufgabe. Aber gerade dieser Austausch liegt ihm am Herzen. Absichtslosigkeiten. Herr Nipp dehnt sich dabei, denn eben war er draußen auf der Holzbank eingeschlafen, die Sonne kann ihm nichts anhaben, da der Strohhut den ganzen Kopf und das Langarmshirt die Arme bedeckt. Trockenheit und Klima, Politik und Finanzen werden angesprochen, auch der letzte Museumsbesuch noch einmal. Der Freund bezeichnet sich wie so oft als Kulturbanause, erkennt aber ungefragt und eigenständig die Parallelen zwischen der Selbstkrönung Napoleons und der Inauguration Trumps und verweist auf die bekannten Bilder. Plötzlich zwei selten gewordene Zwitschertöne, am Teich sitzt trinkend ein Paar Diestelfinken. Herr Nipp liebt diese wunderschönen Flieger und das nicht erst seit dem Bild von Fabricius und dem Roman von Donna Tart. Schon als Kind war er jedesmal begeistert, wenn er welche sah, obwohl die Färbung des Gesichts ihn jedesmal an die alte Reichsflagge erinnert.

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