Vernunft

Die Dinge laufen meist anders, als es die optimale Planung vorgesehen hätte, denn jeder hat so seine eigene Agenda. Als die kleine Gruppe von Hochinteressierten sich auf den Weg durch den Wald macht, um Flechten und Moose zu untersuchen, fast alle sind übrigens völlig freiwillig hier, wenn man von der Vorsitzenden einer Naturschutzorganisation und der Ehefrau des Seminarleiters mal absieht, die das quasi beruflich machen oder eben beziehungsverpflichtet, setzt sich recht schnell ein kleines Häuflein etwas nach hinten ab. Jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer ist mit einer Lupe bewaffnet und so suchen sie eigentlich nach Moosen zur genauen Habitatbestimmung, nach Flechten, um Wetter- und Luftwerte zu erkunden. Ist viel Ammoniak in der Luft enthalten oder wenig, ist die Luft frei von Stäuben, an welcher Seite des Baumes läuft mehr Wasser herunter und steht das wirklich in irgendeiner Weise im Zusammenhang mit der Himmelsrichtung, wie viele Menschen immer behaupten oder etwa mit der Wuchsrichtung oder dem Ansatz der Äste. Nur die drei Männer, die sich abgesetzt haben, scheinen sich um ganz andere Sachen zu kümmern, untersuchen die weiteren dort wachsenden Pflanzen, welche Kräuter und Bäume, welche Trittsiegel der verschiedenen Tierarten im Bestand zu finden sind. Am Ende des Tages wird sich herausstellen, dass sie das Gratisseminar genutzt haben, um in aller Ruhe zu schauen, ob es sich lohnen könnte, diesen Wald als Jagdrevier zu pachten.

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