Schallplattensegen

Wie so oft. (Das ist doch eigentlich ein wirklich schöner Anfang für einen Text, bei dem weder der Schreiber noch der Leser weiß, worauf es letztlich hinauslaufen wird. Natürlich kann er jetzt und genau in diesem Moment zur Überschrift blicken und hat schon eine gewisse Erwartungshaltung aufgebaut. Was aber, wenn genau diese einfach so zerstört wird und mal ganz ehrlich, was ist denn schon schon ein Schallplattensegen? Ist es ein Segen, der irgendwann einmal aufgenommen wurde und nun immer wieder, da in Vinyl gepresst, abgespielt werden könnte, ähnlich dem Segen to go, von irgendwelchen Algorithmen errechnet, passend für die jeweilige Gelegenheit? Oder ist mit Segen gemeint, dass ein ganzer Haufen von Schallplatten vom Himmel regnet, weil das Wetter mal wieder verrückt spielt oder was auch immer passiert ist, vielleicht ist dieser LKW ja auch auf der hohen Brücke umgekippt und hat die ganze Lieferung an Schallplatten ins darunter liegende Tal ergossen. Das Wort kann ihm ja ganz einfach eingefallen sein und in der Sucht vieler Autoren, immer wieder mal einen Neologismus herauszuhauen, kann es ein Einfall sein, der gar nicht letzthin durchdacht ist. Der so viele Leerstellen beinhaltet, dass er an sich schon selbst eine solche ist.)
Er sitzt in seinem Lieblingssessel im Wohnzimmer und hört Musik.
(Aha, da haben wir es also, natürlich hat der Titel irgendwas mit Musik zu tun, war eigentlich auch schon vorher klar. Warum macht man sich eigentlich irgendwelche weiterführenden Gedanken, wenn bereits der erste Satz eine Eindeutigkeit erbringt. Naja, andererseits zu Ende gedacht, könnte es ja trotzdem sein, dass es hier um ganz andere Dinge geht als das Hören von Musik. Auf jeden Fall kann schon jetzt ausgeschlossen werden, dass es irgendwas mit einem umgestürzten LKW zu tun hat. Niemand würde zwei solcher Sätze voranschicken, wenn er eigentlich über einen glücklichen Unglücksfall zu berichten hätte. Obwohl. Der Leser ahnt da schlimmes. War da gestern nicht dieser Vorfall auf der A445 in Richtung Neheim, als irgendjemand zu schnell wohl die Gefahr der überfrierenden Nässe unterschätzt hatte? Was sollen diese belastenden Gedanken an dieser Stelle, der Leser liest weiter und erfährt dann vielleicht endlich, worum es hier geht.)
Die neue Platte von Yenga mit einem Titel, der jedem sofort im Gedächtnis bleiben muss: „I think this escalator is working against me“. Ja, denkt Herr Nipp, diese Platte ist ein Segen.

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