Fließgewässer

Er hat sich überreden lassen. Bei diesem Sauwetter sollte man dem Körper etwas Gutes gönnen. Zum nahe gelegenen Bach sind sie gegangen, einige nennen die Möhne, die sich ab dem Staudamm in ihr Bett ergießt, sogar Fluss, aber Herr Nipp glaubt nicht, dass dieses Gewässer wirklich so bezeichnet werden kann. Wahrscheinlich gibt es sogar eine genaue Definition für die Unterscheidung zwischen Bächen und Flüssen, so ist das in diesem Lasnde doch meistens. Bei drei Litern mehr wird aus einem Bach plötzlich etwas Großes, das einen anderen Titel verdient. Ein Rinnsal, ein Siepen, ein Bächlein, ein Bach und dann kommen wahrscheinlich die Wörter Fluss und Strom ins Spiel. Zwischendurch wird der Experte weitere Unterscheidungsvarianten einbauen können, sodass jeglicher Zustand fließender Gewässer seine genaue Bezeichnung findet. Im Grunde genommen egal, aber die Menschen brauchen wahrscheinlich solche Kategorisierungen. Vielleicht müsste er einmal in einem Netzlexikon nachlesen. Zugegeben macht er so etwas recht häufig, denn bei Vermutungen möchte er es doch meistens nicht bewenden lassen, das käme ihm etwas stümperhaft vor. Sie sind tatsächlich bis zu den Oberschenkeln ins Wasser gestiegen. Ein kaltes Erlebnis, gerade wenn es an den Schritt geht. Er musste an die Geste denken, die sie als Jugendliche immer gemacht haben, wenn das Wasser sehr kalt war. Zeigefinger und Daumen zwei Zentimeter von einander entfernt haltend: „So kalt.“ Was damit gemeint war, wusste wohl jeder. Anhalten, die Kälte zulassen und irgendwann, nachdem die Begleitung schon seit Minuten mutig gewesen war, hatte auch er sich ins Wasser gestürzt, vornüber, mit dem gesamten Körper und Kopf eintauchend ein herrliches Erlebnis. Temperaturen von über 30 Grad tun auf Dauer eben nicht gut.

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