verstörend

Klar ist er ein Kind der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts des gefühlt gerade vergangenen Jahrtausends. Natürlich hat er damals, obwohl in der tiefsten Provinz wohnend, durchaus mitbekommen, dass es bezüglich der Freizügigkeit der Kleidung durchaus Veränderungen gegeben hat. Er kann sich noch sehr gut daran erinnern, dass seine Mutter sich immer künstlich aufgeregt hatte, wenn die jungen Frauen damals kurze und zuweilen auch sehr kurze Röckchen trugen. Nein nein, wenn jemand es wirklich wollte, konnte auch schonmal ein Teil der Unterwäsche gesehen werden oder eben auch nichts davon, weil keine getragen wurde. „Reinste Provokation!“ hätte sie vielleicht sagen können, doch eher war dann das vernichtende Urteil „Flittchen!“ zu hören. Die jungen Frauen damals waren sich sehr wohl der Wirkung ihrer Kleidung bewusst und hatten Spaß an der verstörenden Wirkung.
Heute ist es durchaus normal, dass Mädchen ab 10 Jahren ihre Tops bauchfrei tragen, dass solche ab sechzehn auch noch Piercings im Bauchnabel spazieren führen. Daran hat der Mitteleuropäer selbst auf dem Land sich schon lange gewöhnt. Und in den Zeiten der sogenannten „body positivity“ können die Anblicke zuweilen durchaus ungewöhnlich sein, etwa bei Festivals.
Verstörend allerdings war es für Herrn Nipp dieser Tage, als ihm im kleinen Kleinstadtpark ein junger Mann entgegen kam, der nicht nur einen Minirock trug (Das kennt er seit langem.), sondern auch noch ein Oberhemd, das kurz oberhalb seiner Brustwarzen endete. Er fragte sich glatt, ob er das vielleicht auch mal ausprobieren sollte, aber erstens fühlt er sich dafür zu alt und zweitens ist und bleibt er im tiefsten Inneren ein unverbesserlicher Spießer.

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