Marian VII

In einer Plattenhülle habe ich eine Notiz gefunden, die so gar nicht zu Papa passt, die aber in seiner Handschrift geschrieben ist. „Dein semiintellektuell anmutendes Schlausprech ist beseelt vom Wunsch nach irgendeiner Art von Relevanz und stellt sich letztlich immer wieder als hohles Geschwafel heraus, das von hübschen Worthülsen ach so poetisch dekoriert wird.“ steht da drauf. So ganz habe ich das noch verstanden, wenn es allerdings das meint, was ich denke, muss es dieser Satz echt in sich haben. Dann – dann wäre es harter Stoff, der Freundschaften zerbrechen lassen kann. TNT. Ich muss ihn unbedingt mal fragen, warum er das aufgeschrieben hat, aber wahrscheinlich wird er mir dann wieder irgendeine fadenscheinige und weichgespülte Geschichte erzählen – als wäre ich ein kleiner dummer Junge. Vielleicht frage ich besser die Mama, die mag ihn eh nicht mehr so gut leiden und vielleicht weiß sie ja etwas darüber. Ziemlich harte Stories habe ich da schon erfahren. Papa scheint gar nicht so nett und zurückhaltend gewesen zu sein, wie er immer tut. Und vorsichtig war er schon gar nicht. Ich verstehe nur nicht so ganz, warum er selbst nichts drüber erzählt. Da erfährst du lediglich, wie vorsichtig er sein Leben lebt. Die Musik finde ich jedenfalls ziemlich schrecklich, Tuxedomoon oder so ähnlich heißt das Werk, ziemlich schräge Töne, nicht meins. Wahrscheinlich erzählt er wieder, dass man solche Sachen nur oft genug hören muss, um einen Zugang zu kriegen. Das hat er vor einem Jahr schon bei Mozart und Bach gesagt und das ist echt der letzte Scheiß. Da gibt es noch nicht einmal Drums.

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