Apfel

Seine beiden Äpfel hat er aus der Tasche geholt, auf den Tisch gelegt, ganz provokant. Er weiß jetzt schon, was die anderen sagen werden, weil er glaubt zu wissen, was sie denken. Wie immer werden es gute oder nicht so gute Witzchen sein, die seine Kollegen reißen, im Zweifelsfall der übliche Spruch: “An apple a day keeps the doctor away.“ Er wird dann freundlich lächeln und “Jaja.“ sagen. Heute aber kommt eine Kollegin und fragt, ob sie etwas von Apfel abhaben könne. Er nickt und teilt die Frucht, indem er sie auseinander bricht. Vorbeieilender Kollege: “Ich habe es ja gesagt. Er ist doch Jesus. Sie erkannten ihn, als er den Apfel brach.“ Oh man, denkt Herr Nipp, wenn der wüsste, dass der Apfel lateinisch Malus heißt, wüsste er, dass ich eigentlich genau das Gegenteil sein müsste. Die Schlange. Aber soviel Gemeinbildung kann er von niemandem verlangen. Er nimmt seine Hälfte, beißt herein und weiß, warum die Künstler der Renaissance den Apfel für das perfekte Symbol der Sünde hielten.

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