Hundestaffel

Natürlich haben sie sich nichts dabei gedacht, genau diesen Weg am Möhnebach entlang zu gehen. Bachaufwärts, um dann später auf dem Rückweg kurz vielleicht an der Wiedenbergkapelle anzuhalten. Es ist nicht besonders schön dort, zugegeben, aber das schlichte Sakralgebäude ist umgeben von älteren Eichen und Linden. Das ist doch auch etwas. Auf dem Hinweg blicken sie immer wieder einmal auf das teilweise renaturierte Gewässer und schauen sich auch eingehend das Gelände des städtischen Wasserwerks an, das verständlicherweise nicht betreten werden darf. Herr Nipp berichtet auch, dass vor Jahren wegen eines PFT- Vorfalls eine Anlage mit Aktivkohlefilter installiert wurde. Bei dieser Gelegenheit werden die beiden leidenschaftlichen Sonntagsspaziergänger von einer größeren Gruppe von Menschen mit Hunden eingeholt. Meist handelt es sich um Menschen im Partnerlook – mit Fjällräven Anoraks gekleideten Mittfünfzigern also. Also genau die Art von Menschen, die sich für eine halbe Stunde Spaziergang extra mit Outdoorklamotten beschäftigen, sie kaufen und dann ganz standesbewusst auch tragen. Das Beste ist grad gut genug. Ebenso verhält es sich mit der Anschaffung von Hunden. Muss schon einer mit Papieren sein. Und da man keine Ahnung von Erziehung hat, Kinder sind aus dem Haus oder waren nie vorhanden, vertraut man sich einer Hundeschule an, deren Leiterin esoterischen Blödsinn mit solcher Vehemenz vertritt, dass da wohl was dran sein muss. Oh ja. Herr Nipp und sein Freund schauen sich das Schauspiel von Befehl, Gehorsam und Unterwürfigkeit einige Zeit amüsiert an und entscheiden dann, den Weg zu verlassen und querfeldein einen eigenen zu finden und schon sind diese Hunde mit Menschen an der Leine vergessen. Eigentlich auch schade, von den Esoterikworthülsen hätte Herr Nipp sich liebend gerne einige aufgeschrieben. Man weiß ja nie, wofür sie zu gebrauchen sind.

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