Schatten

Klar, eine Großstadt ist nun mal kein Wald. Wenn die Sonne scheint, wird es schnell heiß und es gibt in den Straßenschluchten kaum ein Entrinnen. Da Herr Nipp nun zu früh angekommen ist, muss er zwei Stunden warten. Die automatische Wohnungstür öffnet einfach nicht vor drei. Jetzt hat er in einem winzigen Park ein wenig Schatten entdeckt. Er sitzt auf der Treppe, lässt Menschen und Zeit an sich vorbei ziehen, döst ein wenig zufrieden, manchmal singt oder summt er ihm bekannte oder völlig neue Melodie. Irgendwer hat ihm eine Münze zugeworfen, das ist dann zum Selbstläufer geworden. In zwei Stunden kommen so 30 Euro zusammen. Gegen 15 Uhr kann er das Feriendomizil beziehen. Als es soweit ist, kennt er jeden Stein in der Umgebung und die meisten Anwohner kennen ihn. Mit fast jedem hat er kurz geredet. Über dies und manchmal auch das. In Städten, denkt er, ist es wahrscheinlich einfacher, wenn man keine Hemmungen hat.

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