Bäumchen

Auf dem Flur steht, und Herr Nipp geht normalerweise jeden Tag dorther, normalerweise, denn am Wochenende nicht, da hat er frei, ein Bäumchen. Der Fuß steckt in einem von Geschenkpapier umhüllten Topf. Die Blätter zeigen ein sattes Grün, kein Blatt hängt falsch, alles strotzt vor Vitalität. Perfekte Öschbergkrone. Warum auf einem Flur ein Apfelbaum steht, ist ihm zwar völlig schleierhaft, aber hier passieren eh Dinge, die er nicht verstehen möchte. Es ist einfach einfacher, wenn man lernt, alles Unangenehme oder Fragwürdige zu verdrängen. „Ah, ich habe Sie schon gesucht.“ Mist, denkt unser Alltagsheld und dreht sich im Gehen um. Da steht sein Vorgesetzter. „Sie sind doch bekannt dafür, dass Sie daheim gern im Garten arbeiten, könnten Sie uns diesen wunderschönen Baum, den uns die Kollegen des Partnerunternehmens zum Jubiläum geschenkt haben, nicht irgendwo auf dem Betriebsgelände einpflanzen? Bis morgen sollte das geschehen sein.“ Es reicht nicht zu ignorieren, denkt Herr Nipp, man muss dabei auch noch schnell sein.

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