Sorte

Sie hatten wieder einmal zusammen ein Mahl zu sich genommen. Leckeres Gulasch vom Wild. Dieses Mal leicht süßsauer, auf jeden Fall lecker. Herr Nipp hatte, wohl auch wegen der Tatsache, dass er kein Mittagessen gehabt hatte, eine zweite Portion genommen, eine dritte. Als Beilage Backofenkartoffeln. „Was ist das eigentlich für ein Wild?“ „Auf jeden Fall ist es lecker.““Vielleicht ist es gar nicht so wichtig.“ „Sika“ „Ist ja schon etwas anders als Reh.“ „Ach, du hättest es unterscheiden können, einfach so?“ „Ah ne, ich hätte nicht sagen können, was es ist, aber Reh schmeckt eben doch anders.“ „Hm, der Wein ist lecker.“ „Negro Amaro.“ Das Gespräch plätschert vor sich hin. Ein merh als zufriedener Abend. Ja, Herr Cheng aus dem Kaurismäkki-Film hat Recht. Essen kann heilen. Irgendwann ist die ganze Schüssel leer und einige Flaschen Wein auch und irgendwie sehen sie alle sehr glücklich aus. Da steht Herr Nipp ganz unvermittelt auf, holt seine dicke Jacke und die Mütze und meint; „Ist doch eigentlich egal, wie spät es jetzt ist, aber lasst uns einen Spaziergang machen. Durch die Nacht, das machen wir viel zu selten seit Corona.“ Und alle drei anderen stehen unvermittelt auf. Und so gehen sie ziellos durch die Stadt und treffen auf weitere Gruppen von Menschen, denen es wohl genauso geht. Einfach an die Luft, die kalte Luft, Verdauen, egal welche Sorte Wild es war.

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