Augenblicke manchmal

Während er so da auf seinem Platz sitzt, ist ihm völlig entgangen, dass er begonnen hat zu träumen. Ein Tagtraum, mehr nicht, es gibt diese Fähigkeit im Wachzustand, als Kind war es ihm häufig so gegangen, dann wurde er ermahnt, von den Eltern gerne, schlimmer war es allerdings in der Schule, wenn die Lehrer sehr erbost waren, dass er nicht reagierte. Für einige Momente schwebte er dann in völlig anderen Sphären; andere Welten oder deren Zusammenhänge verstand er dann und die Landung aus diesen Zuständen ist immer noch hart. Bis heute, dann reagiert er barsch manchmal, auf jeden Fall aber mit gnadenloser Ehrlichkeit. Er stiert sozusagen in die Menschenmenge, die dort sitzt und hat wohl, ohne es zu wissen, ohne es wissen zu können, Blickkontakt aufgebaut. Mit einer fremden Person. Das gehört sich in dieser Zeit nicht, vielleicht war das sogar noch nie statthaft. Eigentlich ist die Vorstellung ja sehr schön, jemanden anzusehen, ohne ihn oder sie überhaupt wahrzunehmen. Die andere Person steht auf, geht auf ihn zu. Herr Nipp reagiert nicht, ist weiter in seinem außergewöhnlichen Zustand gefangen. „Was starren Sie mich so an? Stimmt etwas mit ihnen nicht?“ Wie durch einen dichten Nebel erreicht ihn das Gefragte und dann ist er plötzlich wieder da, völlig verwirrt und gleichzeitig klar. Was ist da geschehen? So weit weg war er schon lange nicht mehr tagsüber einfach so und wo er war, weiß er auch nicht. „Bitte? Äh – nein, alles in Ordnung. Ich hatte gerade einen Tagtraum. Und nein, wenn ich sie so anschaue, der hatte nichts mit ihnen zu tun. Entschuldigen sie bitte.“

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