Inzwischen kann Herr Nipp nicht mehr so gut ohne Brille auskommen, was früher selbstverständlich noch funktionierte, Texte vor sich ohne zwinkern und andere Hilfstechniken zu lesen, kann einfach nicht mehr gehen, weil er nur noch graue Felder mit Helligkeitsschwerpunkten vor sich sieht. Ab einem Abstand von 70 Zentimetern ist dann alles wieder auf das Genaueste zu erkennen. Zu Hause beim donnerstäglichen Frühlesen seiner Wochenzeitung trägt er folglich auch seine Lesehilfe (er hat einige solcher Gerätschaften für wenige Euro in der Drogerie erworben, die sehen zwar nicht so toll aus, tun ihre Arbeit aber dennoch), wenn er nicht gerade steht und aus der Distanz alles sehen kann. Alles kein Problem, abgesehen davon, dass er noch nie so gerne irgendwelche Dinge am Kopf hatte. Früher benutzte er als einziger seiner Freunde keine Sonnenbrille, auch wenn das als unglaublich „cool“ in den achtziger Jahren galt. Schwarze Tageslichtverfinsterer mit schwarzem Rand, möglichst noch nachts in der Disco. Ein unglaublicher Blödsinn, aber Moden sind nun einmal so. Man frage nicht nach Sinn, der Zweck ist dagegen klar. Er hat sich auch lange Zeit verweigert, wenn es darum ging, eine Mütze oder einen Hut zu tragen. Irgendwie erscheint es ihm als unangenehm, so viele Berührungen an der Kopfhaut. Letztlich aber gewöhnt man sich ja, so sagt das Volk, an alles. Jedenfalls nutzt er diese Erleichterung heutzutage, trägt im Sommer sogar einen Strohhut gegen die starke Sonneneinstrahlung, und manchmal, wenn die Cluster zu arg gewesen sind, muss er sogar eine ordentliche Brille vom Optiker tragen, die extra für ihn ausgemessen und gefertigt wurde, eine solche mit Übergang zwischen Weitsichtigkeit zur Kurzsichtigkeit, eine Gleitsichtbrille, auch außerhalb der Behausung, das ist die einzige Möglichkeit, wirklich klar die Umwelt zu erfassen, nicht unwirklich unklar. Doch jedes Mal, wenn er in ein Geschäft geht, weiß er, dass die Brille da ist, denn dann kann er, wegen der Maske, die zu tragen ist, erstmal gar nichts mehr sehen.
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