Straßenrandbegrünung

(Vorsicht, dieser Text sollte nicht von Mitarbeitern des Rathauses oder sonstigen empfindlichen Gemütern gelesen werden, denen zwar sonst alles egal zu sein scheint, aber die es überhaupt nicht haben können, in irgendeiner Weise auch nur annähernd kritisiert zu werden. Auch Steingartenbesitzer sollten ihre Augen spätestens jetzt abwenden, da es sein kann, dass sie sich beleidigt fühlen werden. Dies ist wahrhaft ernst gemeint, auch wenn es satirisch erscheinen sollte.)

Dafür braucht es wohl keiner Begründung. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, so etwa die Worte irgendeines Mitarbeiters des Rathauses, wahrscheinlich des Grünflächenamtes, das dann wohl eine Unterabteilung des Straßenbauamtes ist. Übliche Floskeln an einem Schreibtisch, eines Mannes, der offenbar die Welt, von der er gerade redet, niemals mit eigenen Augen gesehen hat. Vielleicht ist er auch einer, der den Verstand abschaltet, sobald er das Rathaus verlässt und mit einer rosagrünen Brille durch die Statdt nach Hause radelt. Auf den Lippen „Ja, wir sind mit´m Radel da.“ Herr Nipp wundert sich wirklich. Und genau an dieser Stelle beginnt die Glosse. Ja stimmt, da werden die Straßen seiner kleinen Stadt neu gemacht. Ja stimmt, da werden neuerdings auch Bäume gesetzt. Ja stimmt, zumindest die Straßen an sich werden demnächst viel grüner aussehen. Dass es sich bei den Straßenrandbepflanzungen um sogenannte Architektenpetersilie handelt, davon muss hier nicht weiter gesprochen werden, Bäumen also, die für die in der Stadt lebenden Tiere überhaupt keinen Nutzen haben. Amberbaum, Gingko und Co. . Ganz nebenbei reduziert man die Parkplätze im öffentlichen Raum, in der Absicht natürlich, dass die Menschen ein Einsehen haben und in dieser Großstadt von 20.000 Einwohnern vom Auto umsteigen auf die öffentlichen Verkehrsmittel, die sich vielleicht alle Jubeljahre an den Hauptstrecken mal zeigen lassen, also dort, wo man erstmal hinkommen muss. Folge davon ist, dass die Häuslebesitzer sich umstellen müssen. Parkplätze auf dem eigenen Grundstück werden notwendig, ja sie sind städtischerseits sogar gefordert. Pro Wohneinheit 1,25 Parkplätze. Also Vorgtärten zerstört und mit Schotter oder Verbundsteinpflaster versehen. So geht das, lieber städtischer Mitarbeiter, genau, selbstverständlich, das ist die Realität, Folge ist eine stete Überhitzung im Sommer. Neben den Schottergärtnern, die offenbar noch nichts davon mitbekommen haben, dass die grünen Gärten, und nur die, zu einem guten Klima beitragen, nicht aber mit Steinen vollgestopfte, müssen also auch die anderen, die eigentlich lieber Grün um sich hätten, solche Parkplätze anlegen, egal, wieviele Autos von den Bewohnern tatsächlich genutzt werden. Und die Krönung des Ganzen ist dann der städtische Wettbewerb zu artenreichen Vorgärten. Ja, stimmt, wenn die Parkplätze hinter das Haus verlagert werden, dann gäbe es tatsächlich die Möglichkeit von artenreichen Vorgärten. Hurrah. Und vielleicht, wenn man Glück hat, werden diese Kleinstoasen der Straßenrandbegrünung dann auch nicht von nächtlich trunkenen Randalierern verwüstet, denkt Herr Nipp.

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