Wasserbewegung

Ganz früh schon hatte er sich auf das Rad geschwungen, den langen Weg zu einem bestimmten Berg auf sich genommen, nur um dort oben den Sonnenaufgang sehen zu können. Das Laub der Buchen und anderen verbliebenen Bäume schimmerte dann tatsächlich auch in diesem verheißungsvollen Grün, das kaum zu beschreiben ist, das allerdings den Mai ausmacht. Ganz tapfer war er bis auf die letzten Meter im Sattel geblieben und hatte den kleinsten Gang eingestellt, dabei allerdings wieder einmal festgestellt, dass der dauernd knartschende Lenker zu schmal für ihn war. Oben angekommen, wurden einige Schnapsfläschchen an Zweigen aufgehängt, als Überraschung, da er wusste, dass Schwager, Schwester und Freunde dort herwandern würden. Natürlich in der Hoiffnung, andere Wanderer würden sie dort hängen lassen. Auf dem Rückweg sah er in einer Pfütze eine auffällige Bewegung und hielt an. Das musste er sich ansehen, als Kind schon konnte er an kaum einer Wasserlache vorbeigehen, ohne sie eingehend zu studieren. Wenn man sich daran gewöhnt hatte, die Spiegelungen auszublenden, dann war es möglich, „allerlei Getier“ zu entdecken. Damals hatten es ihm vor allem die Molche angetan. Eines der besten Gebiete, um Molche zu finden, waren die Restflächen der alten Ziegelei, wo früher auch einmal Ton abgebaut worden war. Dort fanden sich hunderte dieser fragilen Tiere und vor allem nicht nur eine Art. Aber diese Stelle war irgendwann zugebaut worden. Mit Häusern, die aussehen wie Starenkästen und zuletzt mit einem Altenheim die letzte verbliebene Freifläche. Wie viele Tage hatte er dort verbracht!
Jetzt hockt er dort vor dem Wässerchen und ist völlig fasziniert von dem, was sich da unten in dieser anderen Welt abspielt, er kann sich erst losreißen, als die ersten Wanderer die Vatertagsruhe stören.

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