jemand

Es hat ihn erwischt, so ein richtiger Samstagnachmittagblues. Das Wetter ist auch wirklich bescheiden, eigentlich wollte er ja in den Garten und später noch eine Runde laufen. Wenn jemand mitgekommen wäre, sogar eine Tour durch den Wald joggen. Bis zur Hirschwiese, wo man regelmäßig abends Sikas zu Gesicht bekommt. Aber heute? Lausiges Wetter als Mischung aus Regen, kaltem Wind und dunkel dräuenden Wolken, die alle Farben verschleiern. Selbst die Blumen im Vorgarten, an denen er sich sonst immer erfreuen kann, können da nicht helfen. Das Gelb der Schlüsselblumen und Narzissen, das Blau der Traubenhyazinthen und Scillas, das Orange und Rot der Tulpen, das Violett der Veilchen und Taubnesseln, alle Farben scheinen ihm falsch und gestohlen. Also steht er vor dem Schallplattenspieler und immer wieder lässt er Scheiben anklingen, die er sonst nie hören würde oder nur in Ausnahmesituationen, jene Scheiben, die unten im Schrank ein Dasein in Düsternis fristen. Das Fenster im Wohnzimmer steht auf Kippe, damit sich endlich der Geruch der frischen Waffeln verzieht, der Verstärker hoch aufgedreht. Da bleibt jemand vor dem Fenster stehen und lächelt ganz versonnen, schaut die Blümchen an und scheint im Takt der Musik leicht zu schunkeln. Ok, denkt Herr Nipp, so schlimm kann es also doch nicht sein, zieht sich die wetterfeste Jacke über und geht raus. Der Wind weht, der Regen peitscht und es ist ein tolles Gefühl lebendig zu sein.

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