Holz

Da er die Wohnung meistenteils mit dem Kaminofen heizt, heißt das auch gleichzeitig, dass Herr Nipp in unregelmäßigen Abständen in den Garten zur Holzhütte muss, um Nachschiub zu holen. Dann schnappt er sich eine Bananenkiste, die schön stabil ist, zieht sich die dicken Wanderschuhe an, die gutes Profil haben und steigt hinunter in den Garten. Dazu muss er zunächst eine Treppe und dann einen Hügel hinab. Bei dem derzeitigen Schnee ein kleines Abenteuer, wenn man kein Profil hat. Besser wären natürlich Steigeisen für diese Expedition in die Tiefen des riesigen Anwesens. Zum Nordpol und zurück ist dagegen sozusagen ein Hüpfer. So allerdings muss jeder Schritt geplant und abgewogen werden. Er hat es nicht einfach im Leben, aber leicht hat es ihn. Unten angekommen zu sein, ohne ausgerutscht zu sein und sich vor der ganzen Nachbarschaft blamiert zu haben, ist ein Erfolg. Die letzten Tage ist ihm dies nicht gelungen, jedesmal lag er mindestens einmal da. Aber er ist ja lernfähig und hat sich mit dem Farbspray sehr deutlich markiert, wo es so glatt ist, dass jeder Versuch einer Überquerung zwangsläufig scheitern muss. Er ist diesen Stellen ausgewichen, was von oben wahrscheinlich aussah wie der Zickzacklauf eines Hasen in Zeitlupe. Er hat die Kiste voll gepackt, immerhin vierzehn Stücke. Zwölf findet er immer etwas affig und der Dreizehn misstraut er, auch wenn er niemals zugeben würde, abergläubisch zu sein. Auch der Rückweg ist in seiner Choreographie vielleicht etwas holperig, aber immerhin eleganter als der nächste Sturzflug in den Schnee. Auf dem letzten Meter des Hügels gerät er dann doch endlich ins straucheln, verliert das Vertrauen in seine profilierten Wanderschuhe und wie in Zeitlupe verliert er das Gleichgewicht, lässt vorsorglich schon mal die Kiste fallen und im nächsten Moment küsst er den weichen entgegengekommenen Schnee. Ja, er wird die Holzkloben einsammeln, sich wieder ins Haus quälen und eventuell darüber nachdenken, entweder im Sommer die Hütte zu versetzen oder mit Erdgas zu heizen.

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