Du müsstest

„Darüber müsstest du mal schreiben!“, ist das Erste, was ihm eine Kollegin bei der Arbeit sagt und pocht mit einem halbempörten, halbbelustigtem Blick auf einen Zeitungsartikel. „Hm“, denkt Herr Nipp, ja, das könnte er sich durchaus vorstellen. „Warum schreibst du nicht einmal darüber?“, fragt er zurück. Es ist ihm schon klar, dass sie nicht darüber schreiben wird, aber manchmal muss das doch einfach gesagt werden. Nicht immer nur herumnöhlen, sondern selbst aktiv werden. „Wenn du regelmäßig meine Rundmails lesen würdest, wüsstest du, dass genau dies bereits vor zwei Monaten thematisiert wurde. Aber natürlich kann es auch ein zweites Mal aufgegriffen und vertieft werden.“ In aller Ruhe setzt er sich an seinen Arbeitsplatz, schnappt sich den inzwischen ausgeschnittenen Artikel der Lokalzeitung und muss unwillkürlich lachen. Ja, darüber sollte er wirklich schreiben, nicht das Thema des Artikels interessiert ihn dabei, sondern die Masse an inhaltlichen Fehlern, welche der Autor gemacht hat, wahrscheinlich weil weder wer wissentlich gefälscht hat, noch weil die Informationen nicht zu beschaffen gewesen wären. Dieser Artikel ist ein Zeugnis von Unkenntnis, Ahnungslosigkeit und Fehleinschätzung. Problematisch wird er nicht durch die Themensetzung, sondern durch das naive Vergleichen von Äpfeln und Birnen. Von Demokratie mit Diktatur, von Freiheit mit Rücksicht, von Vernunft mit Egoismus, von Werten mit Konsum. Und sogar Kants kathegorischer Imperativ wird hier missverstanden. Offensichtlich sind dem Autoren sogar die von Kant gebrauchten Wörter inhaltlich völlig fremd. „Ja“, denkt er laut,“Egal was dieser Autor da über unsere Demokratie behauptet, unsere Gesellschaft muss und wird es aushalten, dass so ein Schwachsinn veröffentlicht werden darf.“

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