Pause

Unter und hinter ihm das leise und gleichmäßig ermüdende Gebrabbel. Leise Gespräche in behaglicher Atmosphäre. Herr Nipp hat seinen Tee vor sich stehen, Pfefferminze, schaut aus dem Oberlicht und denkt nicht. Ja, es gibt diese seltenen Gelegenheiten im Leben, in denen der Mensch in der Lage ist, nicht zu denken, nicht zu handeln, nicht Teil der Gegenwart zu sein. Dazu braucht es nicht unbedingt der Zen~Meditation, zuweilen gelingt es dem Geübten, sich selbst durch bloße Betrachtung eines langweiligen Gegenstandes, und sei es eines Gesichtes, in diese Form der Tiefenenthebung zu treten. Bei Herrn Nipp treffen drei Dinge zusammen, der Tee, der ihm immer ein besonderes Gefühl der inneren Abgeschiedenheit vermittelt, das Hintergrundgebrabbel, welches wirklich fast wie weißes Rauschen wirkt, aus dem beizeiten einzelne Wörter auftauchen und letztlich dieser Blick in den grauen Regenhimmel, an dem von Zeit zu Zeit Herbstblätter fliegen. Oder eine Taube. Die Hände liegen auf dem Tisch, die Finger ausgestreckt, die Zeit fliegt ebenso vorbei. Als er wieder den Boden der Gegewärtigkeit betritt, ist der Tee kalt. Die ersten Worte, die er aus dem Brei heraushört, sind: „Keine Sorge.“ Seinen unbehaarten Kopf schüttelt er kurz, ergreift die Tasse und trinkt den letzten Rest, schüttelt sich. Diese kurze Auszeit hat ihm gut getan. Er steckt den Schlüssel in die Hosentasche und geht.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.