Stühle

Einige Dinge in seinem Leben sind seit der Kindheit geblieben. Die Faszination Natur etwa, die Begeisterung den Morgen zu erleben, das langsame Erwachen von allem zu beobachten. Das Sehen allgemein. Es gibt aber auch konkrete Dinge, die er besonders mag. Lampen zum Beispiel und, warum auch immer, Stühle.
Wer gerne sitzt, der muss einfach Stühle mögen. Immer wieder hat er neue Oder alte Stühle entdeckt, die ihm etwas sagen. Nicht geschwungene und opulente Stühle natürlich, sondern eher solche, die ganz einfach und zweckmäßig daher kommen. Am Frühstückstisch stehen Schalenstühle, die das angenehme Gefühl von bequemer Geborgenheit vermitteln und auf der Terrasse tummeln sich drei Vierbeiner mit grüner Polsterung aus den Achtziger oder Siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts. Technische Schlichtheit und doch sehr bequem. Immer wieder haben sich sie Stühle ein neues Stelldichein gegeben, immer wieder hat er andere Stühle bevorzugt und sie nach einigen Jahren ausgetauscht. Das passiert dann ganz plötzlich und unerwartet. Die Stühle wissen ja nicht, dass sie in das riesige Stuhllager im Keller kommen, das Mengen an Raritäten beherbergt. Dort warten sie. Es wird der Tag kommen, an dem sie wieder gebraucht werden. Zumindest aber kommt der Tag, an dem Herr Nipp ein Stuhlmuseum eröffnet.

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