Zeit (25.05.1992)

Man steht irgendwo und plötzlich wird einem bewusst, dass man lebt. Denkt über Zeit oder Vergangenheit nach, aber was und wie kurz ist die Gegenwart? Immer klein, wie auf einem Faden in der Hoffnung auf kein Reißen. Vorne sieht es nach nichts aus, ist nichts, nur vage. Spekulation ob des Vorgenommenen und hinten die lange Kette der vermutlich eingetretenen Ereignisse, die ihren absoluten Beweis jedoch schuldig bleiben. Das Atmen beginnt Mühe zu machen, weil daran gedacht wird. Ihr armen kleinen Würmer, denkt das Hirn, auf die Anderen herabschauend, denen nicht bewusst ist oder gar werden wird, was Zeit und Jetzt sind. Selbst die schlauen Philosophen finden da keine eindeutige Klärung, Erklärung. Mit jedem Atemstoß dieses absolute Gefühl leben, auskosten, bis zu dem Augenblick, wenn es wieder etwas wirklich Wichtiges gibt und all die heeren Gedanken erstmal wieder für länger in der Kramkiste des Schädels weit weg verstaut werden.

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